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Ausgangssperre und Morddrohung an Ehefrau vom Dissidenten

Nicht nur Bürgerrechtler, klagende Bürger, Mönche und Priester sind von der Abschirmung und hart durchgreifenden Maßnahmen der Polizei während des APEC-Gipfeltreffens betroffen, sondern auch Kinder und Frauen, die mit der Sache direkt nichts zu tun haben. Geplante Treffen mit ausländischen Politikern und Reportern sollten dadurch verhindert werden. Beim Zuwiderhandeln droht die Erschießung wie im Fall der Ehefrau von Herrn Nguyễn Vũ Bình, ein tapferer inhaftierter Dissident, der zurzeit im Gefängnis mit schwerer Magenkrankheit zu kämpfen hat aber keine ärztliche Behandlung bekommt.
Nachstehend die Übersetzung von dem Interview zwischen Frau Ngân und dem Sender RFA vom 20.11.06.


Frau Ngân: Gesternmorgen, als ich auf die Strasse ging, um Frühstück für meine Kinder zu besorgen, stellte ich fest, dass ständig immer 2 Personen hinter mir her waren. Gegen 9 Uhr rief mich Polizist Ngô Tuấn, der den Fall meines Mannes von Anfang an bearbeitet hatte an und teilte mir mit, dass seine Führung mich sprechen wolle. Ich hab in dem Moment gedacht, dass die Polizei mir die Freilassung von meinem Mann mitteilen würde. Daher habe ich das Treffen zugesagt. Denn ich hatte vorher zu ihnen gesagt, ich würde nur mit ihnen zusammenarbeiten, wenn sie meinen Mann freiließen. Polizist Ngô Tuấn sagte darauf hin: “geh hin, du wirst schon sehen. Es gibt was Gutes“.
Gegen 10 Uhr kamen zwei Polizisten Ngô Tuấn und Phạm Văn Ngọ (Leiter des Bereichs PC14 oder PC15) zu meiner Wohnung und teilten mir mit, es ginge bei dem Treffen um den Brief, den ich neulich wegen des schlechten Gesundheitszustands meines Mannes an das Polizeiministerium geschickt hatte. „Das Polizeiministerium sei dabei zu prüfen“ sagten sie und teilten außerdem auch noch mit, dass sie heute gegen Abend ins Gefängnis fahren würden und könnten mich und meine Kinder mitnehmen. Vor 3 oder 4 Tagen hatten sie zu mir gesagt, ich dürfte während des APEC-Gipfeltreffens mich mit niemandem treffen. Ich hatte letztes Mal den Polizist Ngô Tuấn gebeten, mir zu erlauben, meinem Mann Medikamente zuschicken zu dürfen. Da hat er gesagt, ich sollte die Medikamente erst bei dem Gesundheitsamt untersuchen lassen. Ich sagte darauf hin, dass wenn ich innerhalb von zwei Tagen keinen Bescheid vom Polizeiministerium bekäme, dann würde ich mich in einem weiteren Brief an die Öffentlichkeit wenden, um zu zeigen, wie unmenschlich dieses Regime mit meinem Mann umgeht. Jeder Mensch hat ein Anrecht auf Medikamente, fügte ich noch hin zu. Polizist
Ngô Tuấn behauptete, mein Mann hätte die Medikamente erhalten. Ich sagte darauf hin, solange ich noch nicht mit meinem Mann gesprochen habe, würde ich ihm das nicht glauben.
Als sie dann Gesternabend wie vereinbart vorbei kamen, um uns mitzunehmen, war meine Tochter krank, deshalb wollte ich nicht mitkommen. Aufgrund meiner Absage haben sie etwas vermutet. Sie sagten deshalb: „du sollst dir keine Hoffnung machen, dass irgend jemand oder eine Organisation kommt, um sich mit dir zu treffen.“ Im Klartext teilten sie mir mit, ich darf heute und morgen mich mit niemandem treffen. Sie haben mir auch verboten nach draußen auf die Strasse zu gehen.

Việt Hùng: Wer hat das zu Ihnen gesagt?

Frau Ngân: Die beiden Herren Ngô Tuấn und Phạm Văn Ngọ. Ich weiß, dass diese von der Stadtpolizei sind.

Việt Hùng: Die Polizei wollte so zu sagen, nachdem Sie im letzten Interview uns über den verschlechterten Gesundheitszustand Ihres Mannes und das Nichtankommen der geschickten Medikamente alarmiert hatten, damit beweisen, dass die Medikamente doch angekommen waren?

Frau Ngân: Richtig. Aber die Gründe ihrer Einladung waren andere, was ihre wahre Absicht zeigte. Als ich das Mitfahrtangebot absagte, haben sie nämlich gedroht Maßnahmen gegen mich zu ergreifen, wenn ich auf die Straße gehen würde.

Việt Hùng: Und die Geschichte passierte gegen 10 Uhr des 18.11.06. Danach hat die Polizei...

Frau Ngân: Sie haben 6 bis 7 Leute den Eingang zu meiner Wohnung bewachen lassen. Dort wurden auch Schilder „verbotene Zonen, Filmen und Photographieren nicht erlaubt“ angebracht, sowohl in Vietnamesisch als auch in Fremdsprachen.
Als ich gegen 15:30 Uhr meine Tochter zur Schule bringen wollte, gingen sie auf mich zu und riefen „bleibt stehen“. Ich protestierte und sagte „ihr habt nicht das Recht mir zu verbieten, wohin ich gehe. Bewegungsfreiheit ist ein Bürgerrecht. Wenn ihr mich aber festnehmen wollt, dann bitte schön mit einem unterschriebenen Haftbefehl. Denn nur mündlich würde ich nicht akzeptieren“. Sie drohten uns aufs Revier zu bringen, wenn wir nicht auf sie hörten. Nachdem ich mit ihrer Führung telefoniert habe, ließen sie mich dann doch gehen.

Việt Hùng: Das war die Geschichte am 18.11.06.

Frau Ngân: Und gestern am 19.11.06 als ich meine Kinder zum Spielen zu meinem Schwager bringen wollte, haben sie uns wieder verhindert. 3 Leute tauchten vor uns auf und versperrten uns den Weg. Ich sagte daraufhin, dass sie kein Recht hatten, mich beim Spazieren mit meinen Kindern zu hindern. Da hat der eine mir in den Arm gegriffen und ganz kräftig gedrückt und gezogen, dass es mir richtig wehgetan hat. Der Schmerz war nur halb so schlimm. Ich fühlte mich schwer verletzt dadurch, weil sie meinen Körper angefasst und damit meine Würde verletzt haben. Da musste ich meine Gefühle unterdrücken, weil ich meinen Kindern die Ängste, die sie schon gestern schon einmal erlebt hatten, diesmal ersparen wollte.
Als ich dann wieder kam, sagte ich ins Gesicht des Typen: „wenn du im Dienst bist, dann solltest du Uniform und Namenschild tragen, damit man erkennen kann, wann du du wütend bist, um dir auszuweichen.“
Der Mann sagte nichts. Als ich aber zum Gehen mich umdrehte, fing er an mit bösen Worten zu schimpfen. Ich rief daraufhin den Leiter dieser Wachtruppe an. Von dem erhielt ich die strikte Anweisung, nicht mehr das Haus zu verlassen. Heute Abend haben sie meine Kinder und mich zur Schule gefahren und wieder heim.

Việt Hùng: Hat es vielleicht etwas damit zu tun, weil Sie zu denjenigen Personen gehören, denen viele ausländische APEC-Teilnehmer und Reporter wegen Ihrem Mann große Aufmerksamkeit widmen?

Frau Ngân: Das hatte ich zu Anfang nicht gewusst. Als die Polizei gestern mit dem Ausgangsverbot zu mir kam, teilte sie mir mit, sie würde über Informationen darüber verfügen, dass ausländische Politiker mich besuchen wollten. Ich sollte aber keine große Erwartung haben und mir keine Hoffnung machen. Sie hat gedacht, ich wusste von der Absicht der Leute. Ich forderte die Polizisten auf, ihrer Führung zu berichten, dass wenn sie schon den Mut hatten, ausländische Gäste nach Vietnam einzuladen, sollten sie auch den Mut haben, die Bewegungsfreiheit deren Gäste zu gewähren; wohin sie gehen und mit wem sie sich treffen. Ausländische Gäste sollten die Verbotsschilder sehen können, um zu beurteilen, wie die Regierung von Vietnam mit ihrem Volk umgeht.
Das Ausgangsverbot hat unser Leben sehr schwer beeinträchtigt, sowohl psychisch als auch physisch, vor allem meine Kinder mit ihren Ängsten. Sie haben mir sogar gedroht, wenn ich meine Füße auf die Strasse setzte und mich mit der US-Delegation träfe, könnte es passieren, dass ich erschossen würde. Ich habe dagegen protestiert.

Việt Hùng: Wer hat das zu Ihnen gesagt?

Frau Ngân: Das war Ngô Tuấn von der Stadtpolizei. Gestern, als ich bei seiner Führung war, habe ich mich über seine Drohung bei seinem Chef beschwert und habe gefragt, warum man mich erschießen wollte? Was habe ich denn schon getan?
Wenn ich die Gelegenheit habe, die Wahrheit zu sagen, bin ich immer bereit, mich mit den Leuten (ausländischen Gästen und Reportern) zu treffen.


Originaltext