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Nguyen Van Ly

Shalom-Preisträger 2004 - Pfarrer Nguyen Van Ly

Am 19.10.2001 wurde Pfarrer Nguyen Van Ly in Hue zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt - wegen "Sabotage der Solidaritätspolitik" und "Nichtbefolgung der Anordnung des administrativen Hausarrestes". Ferner wurde Pfarrer Ly zu weiteren fünf Jahren Hausarrest im Anschluss an die Gefängnisstrafe verurteilt.

Shalom-Preisträger 2004 - Pfarrer Nguyen Van Ly

Am 19.10.2001 wurde Pfarrer Nguyen Van Ly in Hue zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt - wegen "Sabotage der Solidaritätspolitik" und "Nichtbefolgung der Anordnung des administrativen Hausarrestes". Ferner wurde Pfarrer Ly zu weiteren fünf Jahren Hausarrest im Anschluss an die Gefängnisstrafe verurteilt. Das Verfahren gegen ihn fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Anschuldigungen gegen ihn wurden mehrmals geändert. Die staatliche Propagandamaschinerie hatte ihn monatelang vorab verurteilt. Pfarrer Ly konnte in dem Prozeß weder einen Verteidiger für sich sprechen lassen, noch durfte er sich selbst verteidigen. Im Juli 2003 wurde die Haftstrafe um fünf Jahre reduziert.

Pfarrer Nguyen Van Ly: ein Menschenrechtler

Pfarrer Ly, heute 56 Jahre alt, steht wegen seines Einsatzes für Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit seit 26 Jahren im Visier des vietnamesischen Sicherheitsdienstes. 1977 war er für ein Jahr inhaftiert, weil er den Protest seines Erzbischofs gegen die Verhaftung buddhistischer Mönche verteilt hatte. 1982 leitete er eine Pilgergruppe zu dem verbotenen Wallfahrtsort La-Vang. Dem Versuch der Regierung, ihn aus seiner Pfarrei zu verbannen, widerstand er mit dem Argument, nur sein Bischof könne ihn versetzen. Mit einem Megaphon bat er die Bevölkerung um Schutz. Unter Einsatz von ca. 200 Polizisten wurde Pfarrer Ly Ende 1983 verhaftet und anschließend zu zehn Jahren Haft und vier Jahren Hausarrest verurteilt. Nach seiner Entlassung im Jahre 1992 wurde er nach Nguyet-Bieu verbannt, mit der Auflage, dort keine pastorale Arbeit leisten zu dürfen.

In zentralvietnamesischen Nguyet-Bieu baute Pfarrer Ly ein soziales Netzwerk auf, das mittellosen und älteren Menschen hilft, und Computerkurse für junge Menschen anbietet. Ohne die Genehmigung der Regierung zu beantragen, half er 1999 mit Mitteln des in den USA ansässigen "Komitee für Religionsfreiheit in Vietnam" (CRFV) den Opfern der Flutkatastrophe in Zentralvietnam. Anlässlich des Besuches von Präsident Clinton in Vietnam besuchte ihn das CRFV im November 2000 und nahm ihn in seinem Beraterrat auf.

Zeugnis öffentlich ablegen

Im Dezember 2000 forderte Pfarrer Ly und seine Gemeindemitglieder in Nguyet-Bieu die Rückgabe der beschlagnahmten Kirchengrundstücke. Die Katholiken in Nguyet-Bieu wollten das Grundstück für die Unterhaltung ihrer Kirche beackern. Sie zeigten Transparente wie "Wir brauchen echte Religionsfreiheit" und "Religionsfreiheit oder Tod". Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die die Transparente beschlagnahmen wollte. Daraufhin hängte Pfarrer Ly neue Transparente am Kirchturm auf und erklärte, er werde sie mit seinem Leben schützen. Vor der Kirche ließ er ein Schild mit dem Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Religionsfreiheit) aufstellen. Ferner veröffentlichte er eine 10-Punkte-Erklärung über Religionsfreiheit. Unter anderem rief er seine Kirchenvertretung auf, sich zu treffen und Aktivitäten zu entwickeln, ohne auf eine Genehmigung der Behörde zu warten. Er brachte innerhalb von sechs Monaten 9 Aufrufe, 22 Berichte und 19 Protokolle über die Unterdrückung der katholischen Gläubigen heraus.

Am 27.12.2000 gründete er mit Geistlichen anderer Glaubensgemeinschaften die "Kommission für Religionsfreiheit in Vietnam". Auf Einladung der US-parlamentarischen "Kommission für Religionsfreiheit" schrieb er am 13.2.2001 einen Zeugenbericht, in dem er die Unterdrückung der Religion in Vietnam scharf anprangerte und die Verkoppelung der Ratifizierung des bis dahin mühevollen verhandelten Handelsabkommens zwischen den USA und Vietnam mit der Einhaltung der Menschenrechte forderte. Die vietnamesische Propagandamaschinerie startete daraufhin eine breit angelegte Rufmordkampagne gegen Pfarrer Ly.

Keine Furcht vor Verfolgung

Pfarrer Nguyen Van Ly wurde wenig später von seinem Erzbischof Nguyen Nhu The - angeblich auf Druck der Regierung - in die benachbarte Gemeinde An-Truyen versetzt, um den Konflikt zu beenden. Doch in der neuen Pfarrgemeinde setzte sich der Pfarrer noch konsequenter für die Religions- und Meinungsfreiheit ein, unterstützt von Gemeindemitgliedern und Priestern in der Region. Einschüchterungsversuche und Schikanen schlugen fehl, weil gerade sie wollte er bekämpfen.

Am 26.1.2001 ordnete die Regierung unter Berufung auf das Dekret 31/CP und ohne Gerichtsverfahren einen zweijährigen Hausarrest gegen Pfarrer Ly an. Aber trotz Auflagen nahm Pfarrer Ly die Aufgaben eines Pfarrers wahr. Lars Rise, ein norwegischer Abgeordneter, wurde nach einem Besuch bei ihm am 9.4.2001 des Landes verwiesen. Am 16.5.2001 wurde Pfarrer Ly unter starkem Einsatz von Polizei und Milizen -insgesamt 600 Mann- verhaftet und bis zu seinem Prozess an einem unbekannten Ort festgehalten.

Die Sippenhaft

Wie in Nguyet-Bieu nach seiner Versetzung wurden Katholiken in An-Truyen nach seiner Verhaftung tagtäglich von der Volkspolizei drangsaliert, weil sie sich für seine Freilassung eingesetzt haben. Ihre Häuser wurden willkürlich durchsucht. Mehrere seiner Unterstützter wurden verhört oder kurzzeitig in Polizeigewahrsam genommen, misshandelt und gefoltert. In Schauprozessen wurde gegen mehrere Katholiken der Hausarrest angeordnet. Ohne gerichtliche Verfahren wurde gegen Hoang Trong Dung, einen konvertierten Katholik und Helfer von Pfarrer Ly, am 28. September eine zweijährige Haft in einem Arbeitslager angeordnet. Zwei Neffen und eine Nichte des Pfarrers wurden im Juni 2001 an verschiedenen Orten verhaftet, weil ihnen Mittäterschaft vorgeworfen wird. In der ursprünglichen Anklageschrift warf ihnen die vietnamesische Staatsanwaltschaft Spionagetätigkeit vor, weil sie Informationen über ihren inhaftierten Onkel und über die Situation der verfolgten Vereinigten Buddhistischen Kirche in Vietnam für eine Menschenrechtsorganisation und einen Sender in den USA gesammelt haben sollten. Auf immensen Druck der Weltöffentlichkeit wurde der Prozess gegen die drei Verwandten von Pfarrer Ly mehrmals verlegt, die Anschuldigungen geändert. Im September 2003 wurden sie wegen "Mißbrauchs der freiheitlichen Rechte" zu drei, vier und fünf Jahren Haft verurteilt. Im Revisionsverfahren im November 2003 wurden die Strafen auf 32 Monate und vier Monate reduziert. Die Neffen sind heute noch in Haft. Die Sippenhaft gegen die Katholiken in den Gemeinden Nguyet-Bieu und An-Truyen dauert an.

Die Isolationshaft

Pfarrer Ly sitzt z.Zt. in Isolationshaft in dem nordvietnamesischen Lager Ba-Sao. Wegen des weiten Weges kam seine Familie ihn nur unter sehr schweren Umständen und jedes Mal nur 15 Minuten unter Aufsicht besuchen.

Seine Haftadresse:

Linh muc Tadeo Nguyen Van Ly
Trai giam Ba-Sao (Pham trai A)
Nam Ha
S.R. Vietnam

Am Samstag, den 26. Juni 2004 wird der Shalompreis an Herrn Pfarrer Ly verliehen. Die Preisverleihung findet im Holzersaal in der Sommerresidenz statt. Veranstaltungsbeginn ist voraussichtlich um 19 Uhr.
Der Shalompreis wird ausschließlich von Spenden getragen, deshalb bitten wir um Ihre tatkräftige Unterstützung.

Hier können Sie für den Shalompreis spenden.

Zu Ihrer weiteren Information haben wir die Erklärung der vietnamesischen Auslanspriester bereitgestellt.


Quelle: AK Shalom



Ergänzung:

Dankesbrief im Namen von Pfarrer Nguyen Van Ly

Vorwort

Pfarrer Petrus Nguyen Huu Giai und Pfarrer Petrus Phan Van Loi aus Vietnam übergaben dem Asienreferenten der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte den folgenden Brief. Er wurde auf der Preisverleihung mit etwa 140 Besuchern verlesen.

Der Brief


An das Rektorat der Universität Eichstätt,
An den Arbeitskreis Shalom,
An die Jury des Menschenrechtspreises Shalom,

Huê-Stadt/Vietnam, den 1. Juni 2004


Sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst möchten wir uns vorstellen. Wir - Petrus Nguyen Huu Giai und Petrus Phan Van Loi - sind beide katholische Priester der Erzdiözese Huê in Vietnam und Gefährte von Pfarrer Thaddäus Nguyen Van Ly, der am 26 Juni 2004 den Shalom-Preis erhalten wird.

Wir haben uns sehr gefreut, als wir hörten, dass nach zahlreichen anderen Menschenrechtsverteidigern in der Welt Pfarrer Nguyen Van Ly, der überragende Kämpfer für Religionsfreiheit, für Demokratie und Menschenrechte in Vietnam und leidender auch Gewissensgefangener in einem kommunistischen Gefängnis die Ehre erhalten wird, den hochgeschätzten Shalompreis zu empfangen. Wir sind sehr stolz darüber.

Mit der Vergabe des diesjährigen Preises haben Sie die Sympathie, den Respekt, die Unterstützung und die Würdigung für einen vietnamesischen Bürger zum Ausdruck gebracht, der sich unermüdlich und gewaltlos für die Demokratie und die Menschenrechte in seinem Heimatland eingesetzt hat, und für einen Bürger des Himmelreiches , der mutig seine prophetische Stimme benutzt hat, um die legitimen Freiheiten für alle Religionsgemeinschaften im allgemeinen und für die katholische Kirche im speziellen einzufordern. Dadurch bekräftigen Sie auch Ihre Beurteilung, dass das regierende System in der Sozialistischen Republik Vietnam ein diktatorisches ist, das die Grundfreiheiten von Bürgern und Gläubigen unterdrückt und damit alle Voraussetzungen für die Errichtung des Friedens [Shalom] in der Seele der Menschen und in diesem Lande zu Nichte gemacht hat. Den Beweis dafür haben Sie in der leidenden Geschichte Ihres Volkes und Ihrer Kirche in Ihrem Land erfahren.

Prof. Karl Rahner SJ, der überragende deutsche Theologe hat einmal geschrieben: „Der Begriff der Wahl-Freiheit hat existentiellen Charakter, in der Hinsicht, dass sie die wesenhafte Würde der Person ist. Sie bildet die Grundlage für die Lehre von richtig verstandenen Gewissensfreiheit, von Recht auf den nötigen „Raum“ zur konkreten Realisation der Freiheit gegenüber aller zwanghaften Aufhebung oder ungebührlichen Einschränkung dieses Raumes durch die Macht gesellschaftlicher Mächte des Staates" * [Kleines theologisches Wörterbuch, Begriff „Freiheit“]. Dieser Gedanke hat Pfarrer Thaddäus Nguyen Van Ly immer geleitet, wie Sie in seinen Taten, Worten und Schriften gesehen haben.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch unsere Freude und unseren Dank an die deutsche Bischofskonferenz ausdrücken. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte bereits Ende 2002 die Christen in Ihrem geschätzten Land aufgerufen, fortwährend für die Religionsfreiheit in Vietnam im allgemeinen und für die vietnamesische katholische Kirche im speziellen zu beten. Die Deutsche Bischofskonferenz hat auch Anfang 2003 ein Informationsblatt über die Unterdrückung der Religionsfreiheit veröffentlicht, in dem dem Fall von Pfarrer Ly besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Wir sehen in diesen Akten eine große Ermutigung für diejenigen in unserem Land, die sich friedlich für die Religionsfreiheit und die bürgerlichen Freiheiten in unserem Heimatland einsetzen. Wir sehen darin auch eine Aufforderung an alle Kinder Gottes und der katholischen Kirche in Vietnam, die die Verantwortung und den Namen Christi, des Freiheitskämpfers, des Zeugen der Liebe und des Kämpfers für das Recht tragen.

Wir wünschen uns, dass Ihr Menschenrechtspreis Shalom weiter effektiv zum Kampf für Menschenrechte in der Welt beiträgt, damit immer mehr Menschen den Frieden Jesu Christi genießen dürfen. Nochmals danken wir Ihnen. Möge Gott, der die freien und gleichberechtigten Menschen erschaffen hat, damit sie friedlich miteinander leben, Ihr gutes Werk segnen. Bitte beten Sie weiter für Pfarrer Ly, der eine neue Art von Märtyrertum in seinem kommunistischen Gefängnis erleiden muss. Damit meinen wir die von den kommunistischen Machthabern grausam gegen ihn durchgeführte Gehirnwäsche.

Hochachtungsvoll,

Pfarrer Petrus Nguyen Huu Giai
Pfarrer Petrus Phan Van Loi


(*) Übersetzung aus dem vietnamesischen Brief


Quelle: AK Shalom



Danksagung der vietnamesischen Exilorganisationen

Danksagung
an den Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden
der katholischen Universität Eichstätt

Sehr geehrte Damen und Herren
im Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden
der katholischen Universität Eichstätt,

wie Sie bekannt gegeben haben, wird der Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Universität Eichstätt am 26. Juni 2004 die diesjährige Preisverleihung Shalom 2004 an den Pfarrer Nguyen Van Ly verleihen, der zur Zeit wegen seiner Forderung nach Religionsfreiheit von der vietnamesischen Regierung inhaftiert wird. Dieser Preis wird nur an Persönlichkeiten, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen verliehen.

Die Preisverleihung Shalom 2004 gehört zu den renommiertesten Preisverleihungen, die Pfarrer Nguyen Van Ly verliehen worden sind, seitdem er sein Leben riskiert und öffentlich die Religionsfreiheit in Vietnam gefordert hat. Bereits am 9. April 2004 hat die Organisation People in need Foundation in Prag – unter Anwesenheit des ehemaligen Präsidenten der Tschechischen Republik Vaclac Havel – den Preis für Menschenrechte „Homo Homini“ an Pfarrer Nguyen Van Ly und an zwei weitere buddhistische Mönche Hoa Thuong Thich Huyen Quang und Hoa Thuong Thich Quang Do verliehen.

Der Shalom-Preis wurde in der Vergangenheit bereits mehrmals an eine Vielzahl von Persönlichkeiten verliehen, die sich für Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt haben, wie der ehemalige polnische Präsident und Anführer von Solidarnosc Lech Walesa. Mit der Preisverleihung Shalom 2004 reiht sich Pfarrer Nguyen Van Ly in die Liste dieser Persönlichkeiten ein. Dies ist eine große Ehre für das vietnamesische Volk.

Wir Vietnamesen in Deutschland sprechen hiermit unsere tiefste Verbundenheit an den Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden an der katholischen Universität Eichstätt aus, dass er Pfarrer Nguyen Van als Preisträger ausgewählt hat.

Wir hoffen sehr, dass dieser Shalom 2004 bewirkt, dass die Weltöffentlichkeit nicht nur verstärkt Interesse und Anteilnahme für Pfarrer Nguyen Van Ly zeigt, sondern sich auch für alle, die wegen ihrer Überzeugung für Gerechtigkeit und Frieden inhaftiert werden, einsetzt. In diesem Sinne verbleiben wir in aufrichtiger Dankbarkeit.


Bundesrepublik Deutschland, den 19. Juni 2004

[mit Unterschrift der Verantwortlichen nachfolgender Organisationen]

Vereinigung der vietnamesischen buddhistischen Flüchtlinge in Deutschland
Vereinigung vietnamesischer Katholiken in Deutschland
Bewegung der Vietnamesischen in der Diaspora e.V. (Basisgruppe in Deutschland – St. Tong Viet Buong)
Nationale Volkspartei Vietnams – Sektion Europa
Free Vietnam Forum
Karitativer Verein für Kriegsgeschädigte Soldaten Südvietnams in Deutschland


Quelle: AK Shalom