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Rückblick: Vietn. Polizei bedrängt Anti Xi Jinping Demonstranten

Anfang November 2015 besuchte der chinesische Staatspräsident und Generalsekretär Xi Jinping Vietnam und traf sich in Hanoi mit dem vietnamesischen Regime. In Hanoi und Saigon kam es zu Protesten anlässlich des Besuchs. Demonstranten zeigten durch Schilder und Bilder, dass sie den chinesischen Gast nicht willkommen hießen und protestierten gegen die Gebietsbeanspruchungen der Volksrepublik im Südchinesischen Meer. Auch warfen sie den vietnamesischen Kommunisten vor eine Vasallenpolitik zu Gunsten Pekings zu betreiben.

Kritiker fühlten sich erneut bestätigt, als die vietnamesische Polizei gegen Aktivisten vorging, wie in der südvietnamesischen Metropole Saigon, als ein Mann blutig geschlagen und andere Demonstranten von Polizei und anderen Sicherheitsorganen auf Polizeifahrzeugen geworfen wurden. Auch in Hanoi wimmelte es wieder von Sicherheitskräften, die versuchten Bilder auf denen Xi Jinping zu sehen war, den Aktivisten zu entreißen. Vorsorglich waren in der vietnamesischen Hauptstadt symbolträchtige Plätze gesperrt worden, um dort Versammlungen zu verhindern.


Wie all so oft fragten sich in den sozialen Netzwerken die Vietnamesen, ob der große Nachbar im Norden in Wirklichkeit das Sagen über ihr Land habe. Im Ausland gab es bisher keine weiteren Proteste von Regimeanhängern, das zeigt, dass die wenigen bisherigen Proteste in der Vergangenheit durch Hanoi angeordnet waren. Denn im Vergleich zu den vielen Demonstrationen, die sich oft innerhalb Vietnams ereignen und überwiegend niedergeschlagen werden, scheint es die im Ausland lebenden Regimetreuen nicht zu kümmern, was sich in ihrer Heimat abspielt.

Vietnams Kommunisten stecken in einem Dilemma, denn einerseits ist ihr Land vom nördlichen Nachbarn wirtschaftlich abhängig und andererseits förderten und unterstützten einst die chinesischen Kommunisten Nordvietnam ideologisch und materiell im Krieg gegen Frankreich und im anschließenden vietnamesischen Bürgerkrieg.

Diese Fakten werden gerne in Vietnams Propaganda verschwiegen oder wollen von Regimesympathisanten nicht gehört werden.

Besonders in den 1960er Jahren war Chinas Einfluss auf Nordvietnam sehr groß; das Propagandalied Vietnam-China (Việt Nam Trung Hoa / 越南—中国) des Komponisten Do Nhuan Mitte der 1960er Jahre zeugt davon [1]. Es preist die beiden kommunistischen Diktatoren Ho Chi Minh und Mao Zedong und erzählt über die seelische Verbundenheit beider Länder, die Einigkeit und Brüderlichkeit im Kampf gegen die Feinde.

Schon seit längerem wird in den sozialen Medien Vietnams über die Herkunft und Entstehung der Kommunistischen Partei diskutiert, da offizielle Versionen immer wieder Fragen aufwerfen. Auch über die Flagge Nordvietnams wird spekuliert, da sie im Grunde genommen identisch mit der Flagge der Fujian Volksregierung (1933-1934) [2] ist, die eine chinesische kommunistische Gruppierung in der Provinz Fujian war.

Aber auch der vietnamesische Staat verstärkt den Unmut der eigenen Bevölkerung durch Inkompetenz und einer Serie dubioser Vorfälle, wie z.B. als im Jahr 2013 die Nachricht an die Öffentlichkeit gelangte, dass die verwendeten vietnamesischen Schulbücher für Grundschüler in der Volksrepublik China produziert wurden. Der Skandal war aufgefallen, nachdem sich vietnamesische Kinder wunderten, dass in den Abbildungen die Flagge der Volksrepublik China dargestellt war [4]. Ein Sturm der Entrüstung entbrannte bei vietnamesischen Eltern, die sich fragten, ob Vietnam nicht in der Lage sei selbst Bücher zu drucken. Im gleichen Jahr ließ das vietnamesische Bildungsministerium eine Geographie Software namens „Earth Explorer", die aus China stammte, von den Schulcomputern entfernen, nachdem erst zu diesem Zeitpunkt festgestellt wurde, dass umstrittene territoriale Gebiete der Volksrepublik zugeordnet worden waren. Bei dem gleichnamigen Textbuch, das seit 2007 verwendet wurde, war es bis dato wohl niemandem aufgefallen [5].

Im Jahr 2011 sorgte die vietnamesische Regierung für einen Fauxpas, als Xi Jinping Vietnam besuchte; Kinder sollten Fähnchen der Volksrepublik schwenken [6], das Problem war allerdings, dass das Flaggendesign fehlerhaft war. Statt vier kleine Sterne, waren fünf kleine Sterne links des großen Sternes angeordnet. Die sozialen Netzwerke spotteten darüber, Kritiker interpretierten den fünften kleinen Stern als Vietnam, da in ihren Augen Hanoi eine Marionette Chinas sei. So war auf der regierungskritischen Webseite Dan Lam Bao zu lesen: „Die Kommunistische Partei Vietnam möchte ein zweitklassiger chinesischer Staatsbürger werden.“

Auch das staatliche Fernsehen sorgt immer wieder für Eigenarten, so gibt es Neujahrssendungen, die die gesamte Zeit von zwei Moderatoren auf Mandarin und Vietnamesisch geführt werden. Was der Sender damit genau bezwecken will ist fraglich. Viel Ärger gab es hingegen für die Produktionsfirma der Show „Sabotage“, die bei VTV3 ausgestrahlt wurde. Auf einer Animation ist Hanoi innerhalb Chinas positioniert und die umstrittenen Inselgruppen existieren nicht [7]. Die Sendung wurde abgesetzt, die Öffentlichkeit bemängelte auch die Geographiekenntnisse der verantwortlichen zuständigen Mitarbeiter des TV-Senders, die das Fernsehmaterial normalerweise überprüfen bzw. zensieren.

Im Sommer 2015 erzürnte erneut ein Zwischenfall die Gemüter, als bei einer Live Übertragung einer Propagandashow, zu der die oberste Führungsriege der Partei geladen war, bei der Eröffnungsrede des vietnamesischen Staatspräsidenten das chinesische kommunistische Propagandalied „Ode an das Mutterland“ ertönte. Berichte über den Skandal wurden auf den offiziellen vietnamesischen Webseiten und im TV-Programm entfernt, jedoch kursieren immer noch Originalausschnitte der Sendung online [8].