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Montagnard gezwungen im TV inszenierte Geständnisse abzugeben

Nachdem eine Gruppe der Montagnard, eine ethnische Minderheit in den Bergregionen Mittelvietnams, in Kambodscha politisches Asyl suchte und Mitte Mai 2017 zurückkehren musste, strahlte das vietnamesische Fernsehen ein Interview aus in dem die Rückkehrer Geständnisse abgaben, die laut Dissidentengruppen von der kommunistischen Regierung vorbereitet und inszeniert waren.

In dem Video machten die angeblich geläuterten eine nicht mehr existierende bewaffnete Gruppe verantwortlich, die sie veranlasste aus dem zentralen Hochland zu flüchten. Andere auserwählte Montagnard in dem Interview erklärten wiederrum, dass sie in Kambodscha misshandelt worden seien und auch kein Essen bekommen hätten, während ihrer Zeit in einem kambodschanischen Auffanglanger.

Auf dem YouTube Video des Kanals „An Ninh Trật Tự Đắk Lắk (Sicherheit und Ordnung Dak Lak)“ wird Y-Duong Mlo befragt, er gehörte zu den 25 Montagnard, die in Kambodscha keinen Asylstatus erhielten und wieder zurück nach Vietnam kehren mussten. Auf dem inszenierten Video entschuldigte sich Mlo für seine Handlungen und stellte Kambodscha als einen grässlichen Ort für Montagnard dar.

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Wörtlich sagte er: „Ich verließ Kambodscha am 11 Mai 2015. Das Leben in Kambodscha war nicht so einfach, wie ich dachte. Ich musste harte Arbeiten verrichten, um genug Geld für meine Kinder zu verdienen. Nach meiner Rückkehr nach Vietnam hat mich die vietnamesische Regierung mit zwei Paketen willkommen geheißen in denen Reis und Geschenke waren. Ich war sehr glücklich und bin dankbar, dass sich die vietnamesische Regierung sorgen über unsere Familie gemacht hat und mir die Möglichkeit gab wieder mit der Gemeinschaft vereinigt zu sein.“

Viele Montagnard flüchteten in den letzten Jahren aufgrund politischer und religiöser Verfolgung durch das Hanoier Regime.

Laut dem UHNCR und der kambodschanischen Regierung bestand die Gruppe nach ihrem eigenen Willen darauf wieder nach Vietnam zurückzugehen. Doch einige Montagnard können diese Aussagen nicht bestätigen, denn alle wurden gewarnt die Rückkehr zu akzeptieren, sonst hätte sie Kambodscha abgeschoben.

Nachdem die 25 Montagnard wieder in Vietnam waren wurden sie laut Berichten von Aktivistengruppen überwacht und verhört. Eine in den USA ansässige Unterstützergruppe für Montagnard erklärte, dass einige Rückkehrer angewiesen wurden „Geständnisse“ über ihr Fehlverhalten im Fernsehen abzugeben.

Herr Mlo ermahnte sein Volk nicht die gleichen Fehler wie er zu begehen und machte die Vereinigte Front zur Befreiung unterdrückter Ethnien verantwortlich, die ihn überzeugte das Land zu verlassen.

Allerdings existiert die Vereinigte Front zur Befreiung unterdrückter Ethnien, eine bewaffnete Separatistengruppe der Montagnard, seit 1992 nicht mehr, als sie ihre Waffen niederlegten und der letzte aus dem kambodschanischen Dschungel auftauchte. Die Mitglieder wurden zunächst nach Phnom Penh und später in die USA ausgeflogen.

„Wir wurden ausgetrickst und jeder musste VND 25 Mio. (ca. $1 100) bezahlen. Ich warne alle in meinem Heimatort und passt auf mit den Mitgliedern der Vereinigten Front zur Befreiung unterdrückter Ethnien in den USA“, verkündete Mlo in dem Interview.

In dem inszenierten Interview sind Szenen von weiteren Montagnard am Grenzübergang in Le Thanh, Gia Lai Provinz zusehen und wie ein älterer Mann an der Schulter von Mlo beginnt zu weinen.

Ein weiterer Mann wird befragt, seine Aussagen sind denen von Mlo identisch.

Eine Stimme aus dem Off kommentiert das Video und macht die gleichen Anschuldigungen, dass die „reaktionäre“ Vereinigte Front zur Befreiung unterdrückter Ethnien die Montagnards „ausgetrickst“ habe, damit sie aus Vietnam flüchten, aber nun die 25 Rückkehrer ihre Fehler eingesehen hätten.

Y-Lhul Buonya, der Untersuchungen für die Unterstützergruppe für Montagnard leitet, berichtete, dass die zurückgekehrten Montagnard gezwungen wurden im Fernsehen Geständnisse abzugeben und erklärte, dass es die kontinuierliche Verfolgung seines Volkes weiter illustriere.

„Die vietnamesische Polizei zwang Y-Duong Mlo und andere Geständnisse abzulegen“, sagte Herr Buonya, der 2004 von Vietnam nach Kambodscha floh und schließlich in den USA Asyl fand.

„Die ganzen Gespräche sind von der vietnamesischen Regierung inszeniert, wie ich es schon gesagt habe. Wir Dega (die Eigenbezeichnung der Montagnard) sind der täglichen Verfolgung im mittelvietnamesischen Hochland ausgesetzt. Wir flüchteten, um Hilfe von der UN und anderen Nationen in der Welt zu bekommen“, schrieb er in einer Email.

Phil Robertson, Direktor für die Asienabteilung von Human Rights Watch, sagte, dass das Video sehr stark an die Propaganda im Kalten Krieg erinnere.

„Diese Art von Geständnissen der aus Kambodscha zurückgekehrten Montagnard sieht sehr nach unausgereifter kommunistischer Propaganda aus. Jeder, der die Montagnard kennt, weiß sofort, dass dieses Video unter Zwang entstanden ist, insbesondere weil hier eine Separatistengruppe verantwortlich gemacht wird, die gar nicht mehr existiert. Es zeigt auch, dass Hanoi hinter dieser Inszenierung steckt, da die Quelle jeglicher Kritik der Montagnard angeblich bei der Vereinigten Front zur Befreiung unterdrückter Ethnien liegen soll und das vietnamesische Regime offenbar nicht weiß, dass es diese Gruppe gar nicht mehr gibt.“

Robertson kritisiert auch, dass die so hochangepriesene Kontrolle des UNHCR, welche die Minderheit vor Repressionen schützen soll, den Montagnard überhaupt nichts bringe.

Bis heute werden Montagnard verfolgt, da sie einerseits Christen sind und andererseits damals an der Seite der Vereinigten Staaten und ihren Alliierten im zweiten Indochina Krieg gegen die vietnamesischen Kommunisten kämpften.
 

Das inszenierte Interview in vietnamesischer Sprache ist hier zu finden:
https://youtu.be/sxizzD_AYqI?t=12m19s


Quelle:
https://www.cambodiadaily.com/news/forced-montagnard-tv-confessions-aired-130224