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Vietnams „Straßenritter“ kämpfen gegen das Verbrechen

Während es in Vietnam keine verlässlich geführten Statistiken gibt, was Gewaltdelikte und Morde betrifft, ist eines sicher, die Anzahl von Straftaten in den Bereichen Raub, Drogenhandel und sogar Entführungen haben in den Großstädten rasant zugenommen. Auf die vietnamesische Polizei ist wenig verlass, zwar melden Zeitungen und Fernsehsender, die den Sicherheitsorganen gehören, täglich Erfolge und beweihräuchern sich selbst, doch die Kriminalität nimmt nicht ab.

Vietnamesischen Bürger wissen, dass die Polizei ineffizient arbeitet, wenn es um die Aufklärung von Verbrechen geht, aber perfekt ist, wenn Regimekritiker ausfindig gemacht und inhaftiert werden sollen.

Saigon belegte den drittletzten Platz hinter Caracas und Karachi auf einem Städteindex, der Auskunft über die persönliche Sicherheitslage gibt.

Was die Polizei nicht schafft, versuchen in der südvietnamesischen Metropole und in der benachbarten Provinz Binh Duong die „Straßenritter“ zu bewerkstelligen; es sind Freiwillige, die den Kampf gegen das Verbrechen aufgenommen haben.

Statt mit Pferden sind die „Ritter“ mit modifizierten Motorrollern, die bis 170km/h erreichen können, und einer Polizeisirene unterwegs.



Sie werden von der Regierung akzeptiert, erhalten von der Polizei eine Schulung und ein Selbstverteidigungstraining, da ihnen nicht erlaubt wird Schusswaffen zu tragen.

Opfer von Straftaten wenden sich lieber an die „Straßenritter“, da sie sich eine schnellere Resonanz versprechen, als von der normalen Polizei.

„Immer, wenn ein Anruf kommt, nehme ich sofort die Arbeit auf, sogar mitten in der Nacht, auch wenn ich kaum meine Augen offenhalten kann“, sagt Nguyen Thanh Hai, der diesen Teilzeitberuf bereits seit 21 Jahren betreibt und so der Polizei 4000 Straftäter überstellen konnte. Pro Tag gehen bei ihm 50 bis 100 Anrufe ein, eine Aufwandsentschädigung erhält er für seine Tätigkeit nicht.

„Du denkst nicht an Geld, wenn du das hier machst“, sagt er.

Er gehört zu einer Gruppe von ca. 30 Männern in Saigon, es gibt weitere 1500 in der benachbarten Provinz. Die Videos der „Straßenritter“, in denen sie die Verbrecher jagen, sind in den sozialen Medien populär.

„Mein kleiner Sohn ist immer ganz aufgeregt, wenn er mich auf YouTube sieht und fragt mich immer, wann ich wieder zum Einsatz fahre“, erzählt Pham Tan Thanh, ein Taxifahrer aus der Binh Duong Provinz.

Die „Straßenritter“ sehen sich selbst nicht als Helden, aber als Dankesgeste nehmen sie gerne die in Südostasien beliebte strengriechende Durian Frucht an, wenn man ihnen eine anbietet.

Die Arbeit ist aber nicht ungefährlich, erst im Juni 2018 wurden zwei Personen von Kriminellen erstochen und drei weitere schwer verletzt.

Nguyen Viet Sin, der auch zu den Freiwilligen gehört, berichtet über einen Kampf mit einem mutmaßlichen Dieb, der sich selbst mit dem Messer verletzte und das Blut auf die Wunde von Sin rieb.

Nach diesem Vorfall machte sich Sin Sorgen, da er erfahren hatte, dass der andere Mann mit HIV infiziert war.

„Ich wollte aufhören, aber nachdem ich wieder genesen war und in den sozialen Medien Videos von Diebstählen sah, war ich wieder auf Achse. Meine Leidenschaft ist nicht gestorben“, sagt Sin.

Auch Mai Truong Xuan Huy, der Vietnam in den 1990er Jahren verließ und in Kalifornien als Wachmann arbeitet, verbringt seinen Sommerurlaub in der alten Heimat damit Verbrecher zu jagen.

„Ich bin so stolz, wenn ich jemandem helfen konnte, aber es ist auch anstrengend. Ich habe schon Pfefferspray abbekommen und auf meinen Kopf wurde eingeschlagen. Es ist sehr gefährlich und die Banditen haben heutzutage mehr Waffen. Es ist kein Spaß“, erklärt Huy.
 

Die „Straßenritter“ im Einsatz:
https://www.youtube.com/watch?v=NVf8XKKb19s


Quelle:
https://www.scmp.com/news/asia/southeast-asia/article/2148864/meet-vietnams-vigilante-street-knights-chasing-down