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Polizei verhört Nguyen Tien Trung bei seiner Ankunft in Saigon

Nguyễn Tiến Trung, Gründer und Anführer der Gruppe „Demokratische Jugend Union“, ist nach erfolgreichem Absolvieren seines Masterstudiums in Frankreich nach Vietnam zurückgekehrt.
Trà Mi, Reporterin vom Sender RFA

Nguyễn Tiến Trung, Gründer und Anführer der Gruppe „Demokratische Jugend Union“, ist nach erfolgreichem Absolvieren seines Masterstudiums in Frankreich nach Vietnam zurückgekehrt.

Diese Nachricht hat für nicht wenig Überraschung und Sorgen um seine Sicherheit unter den Demokratiekämpfern im In- und Ausland gezeugt. Denn im Laufe seines Studiumsaufenthalts im Ausland war Tiến Trung sehr aktiv in vielen Demokratieaktivitäten für Vietnam beteiligt.




Photo 1: Nguyễn Tiến Trung und Hoàng Lan mit US-Präsident George W. Bush seiner und Gattin





Trung nutzte jede Gelegenheit, seine Stimme für die Demokratisierung seines Landes zu erheben. Begonnen mit der Aktion ”Marathon zur Bildung einer Menschenkette“, und dann die ”Petition an vietnamesiche und internationale Staatsmänner auf der ganzen Welt”, bis hin zu dem Treffen mit Staatsmännern von USA, Kanada, EU.

Nur 8 Stunden nach seiner Ankunft in Sài Gòn gab er Trà Mi ein Exklusiv-Interview.

Direktdialog gesucht

Trà Mi: erzählen Sie bitte, seit wann Sie in Vietnam sind und ob mit Ihrer Heimreise alles glatt verlaufen war?

Nguyễn Tiến Trung: Ich bin heute dem 6/8/2007gegen 12 Uhr in Saigon gelandet.

Trà Mi:
Viele Jungendleute im In- und Ausland waren sehr besorgt, als sie von Ihrem Entschluß erfuhren, nach dem Studium zurückzukehren. Da Sie sich während Ihres Studiumsaufenthalts im Ausland lautstark für die Demokratisierung Vietnams eingesetzt haben. Diese Sorgen sind gar nicht so unbegründet, denn noch während Ihres Aufenthalts in Frankreich sind Sie mehrmals von der vietnamesischen Botschaft „angemahnt“ worden. Hatte Sie selbst keine Angst? Und was waren Beweggründe für Ihren Entschluss?

Nguyễn Tiến Trung: Erstens, bin ich mir überzeugt, nicht irgendetwas Verbotenes gemacht zu haben. Zweitens, ich bin ein optimistischer Mensch. Deshalb glaube ich, dass wir Vietnamesen miteinander reden können. Ich glaube nicht, dass mit mir irgendetwas passieren würde.
Deshalb war mein Entschluß zurückzukehren und von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren, anstatt aus der Entfernung Texte mit Hilfe von Phantasien zu schreiben.
Das Blatt „An ninh thế giới“ hat beispielwiese mit sehr viel Unwahrheiten über die „Demokratische Jugend Union“ geschrieben. Deshalb bin ich der Meinung, wenn die Presse ein offenes Gespräch mit mir will, bin ich gerne bereit. Ich möchte mit meiner Rückkehr beweisen, dass ich offen und ehrlich zu meinem Wort stehe und keine Angst oder Furcht vor irgendetwas habe.

Verhör noch am Flughafen

Trà Mi: Haben Sie schon seit Ihrer der Ankunft in Vietnam sich mit irgendwelchen Behördenvertretern treffen müssen?

Nguyễn Tiến Trung: Ja, das hatte ich, und zwar gleich bei der Ankunft hat man mich 3 Stunden am Flughafen festgehalten. Ich musste mich mit zwei Polizisten unterhalten. Das Gespräch war insgesamt offen und freundlich.

Trà Mi: Worum ging es bei dem Gespräch?

Nguyễn Tiến Trung: Es ging um die Bildung und Politik in Vietnam und in Frankreich. Im Grunde genommen wollten sie mir sagen, dass jeder Mensch Fehler macht. Nur, um Fehler zu beseitigen, braucht es Zeit. Man darf nicht überstürzen. Die wollen sagen, ich handele „überstürzend“. Und ich habe daraufhin meine Meinung gesagt.

Trà Mi: Haben sie nicht irgendwelche Bedingungen oder Drohungen ausgesprochen?

Nguyễn Tiến Trung: Die haben nicht gedroht. Nur mein Laptop wollen sie zur Untersuchung bis 8 Uhr morgen behalten. Das heiß, ich muß morgen zusammen mit der Zollbehörde zum „Amt für Kultur und Information“ fahren. Das „Amt für Kultur und Information“ wird den Inhalt meines Laptops untersuchen.
Vorhin rief die Polizei meinen Vater an und teilte mit, dass ich bis morgen Abend bei der Bezirkpolizei erscheinen solle. Ich werde wahrscheinlich nicht hin gehen, weil ich keine schriftliche Vorladung erhalten habe. Wenn die Behörden mit mir sprechen wollen, müssen sie schon schriftliche Vorladung schicken. Mündlich allein geht nicht.





Photo 2: Nguyễn Tiến Trung mit dem Ministerpräsident von Kanada







Sich auf das Schlimmste vorbereitet

Trà Mi: Schon von der ersten Minute nach Ankunft in der Heimat haben Sie schon gleich soche Ärger bekommen. Bereuen Sie denn Ihre Entscheidung nicht? Machen Sie sich auf noch schlimmere Dinge gefasst?

Nguyễn Tiến Trung: Als ich mich beschlossen habe, nach Vietnam zurückzukehren, hatte mich psychisch und physisch auf das Schlimmste vorbereitet. Aber ich hoffe immer auf das Beste. Ich finde, was ich bisher geleistet habe, war gar nichts im Vergleich zu dem, was andere Leute vor mir schon alles geopfert haben. Darum habe ich nicht viel über mich was zu erzählen.

Trà Mi: Der Anführer ist jetzt wieder in Vietnam. Was passiert nun mit der „Demokratische Jugend-Union“ ?

Nguyễn Tiến Trung: Es gibt zurzeit schon Vertreter der „Demokratischen Jugend-Union“ in allen 4 Kontinenten: Asien, Australien, Europa und Amerika. Meine Freunde in der „Demokratischen Jugend-Union“ werden die Aktivität weiter wie bisher aufrechterhalten. In nächster Zeit versuchen wir unsere Aktivitäten auch in Vietnam verstärkt zu erweitern.





Photo 3: Nguyễn Tiến Trung bei einem Treffen mit EU-Politikern







Weiter für Demokratie aktiv bleiben

Trà Mi: Ihre Aktivitäten in Vietnams dürften mit Sicherheit sehr eingeschränkt sein. Verfolgen Sie weiterhin Ihre Idealen und werden Sie die Demokratische Jugend-Union mit den selben Zielen weiter leiten?

Nguyễn Tiến Trung: Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich in Vietnam sehr viele Hindernisse zu erwarten habe. Alles hat bekanntlich zwei Seiten, Vor- und Nachteile. Der Kampf im Ausland hat auch seine Stärken aber auch seine Schwächen. Der Kampf im Inland deshalb genauso. Ich hatte mir grundlich überlegt und kam zu der Schlussfolgerung, dass der Kampf aus dem Inland besser ist als aus dem Ausland.

Trà Mi: Aber die Wirklichkeit hat ja gezeigt, dass Leute im Inland, die sich für die Demokratie einsetzen, haben große Schwierigkeiten von den Behörden bekommen. Sie üben z. B. Druck auf die Familien, auf die Arbeitgeber der Dissidenten aus. Dissidenten müssen sogar mit einer Verhaftung oder Hausarrest rechnen. Wie wollen Sie all diesen Unterdrückungen ausweichen?

Nguyễn Tiến Trung: Ersten, die Demokratische Jugend Union besteht aus mehreren Personen, die sich zusammenhalten und gegenseitig beschützen. Nur in einer Organisation ist man in der Lage, erfolgreich zu arbeiten. Allein wird man nicht etwas Vernünftiges z.B. die Demokratisierung Vietnams auf die Beine stellen können. Das ist, woran ich glaube und bin hier nicht allein. Meine Freunde und Kameraden unterstützen mich immer und würden mich nie im Stich lassen.

Trà Mi: Angenommen, Sie wären irgendwann an einem Punkt angelangt, wo Sie sich entscheiden müssten, den Kampf aufzugeben und ein zukunftsorientiertes Leben wie viele andere zu führen, oder sich weiter für die Demokratie von Vietnam einsetzen und sich damit den Gefahren, was Ihnen evtl. die Jugend kosten könnten, aussetzen? Für was würden Sie sich entscheiden?

Nguyễn Tiến Trung: Ich habe mir fest vorgenommen, die Sache bis zu Ende zu führen. Aber es ist meistens leichter gesagt als getan. Deshalb braucht man immer Zeit, um zu beweisen. Viele Leute haben meine Rückkehr zunächst bezweifelt. Ich denke, Glauben oder Nichtglauben, das sollten wir zunächst einmal jedem überlassen. Die Zeit wird schon eine Antwort darauf haben. Meine Freunde und Kameraden kennen mich sehr gut. Ich hatte vor der Rückkehr nach Vietnam meine Position bekräftigt und werde meine Ideale bis zu Ende verfolgen.

Trà Mi: Sind Sie sich sicher, dass Sie dafür auch Unterstützungen von Ihren Verwandten finden?

Nguyễn Tiến Trung: Zu meiner Familie kann ich folgendes kurz fassen: Meine Eltern akzeptieren mich als volljährigen Erwachsenden. Ich bin eigenständig und habe meine eigenen Entscheidungen. Ich bin allein für meine Entscheidungen vor dem Gesetz verantwortlich und nicht meine Eltern.

Trà Mi: Ich danke Ihnen vielmals für das Interview und wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg mit Ihrem Vorhaben.

Nguyễn Tiến Trung: Ich danke dem Sender RFA und allen Zuhörern.



Quelle: www.rfa.org