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Brief an Polizei Hai Phong Abteilung PA38 und alle Freunde sowie interessierte Leser

Ich hatte vor einigen Jahren eine feste Arbeitsstelle in der Wollfabrik Hải Phòng. Nur kurze Zeit später meldete diese Wollkämmerei Konkurs an.
Mein Name ist Phạm Thanh Nhiên, Rufname Liên, geboren 1977.
Wohnanschrift: 17 Phương Lưu 2, Gemeinde Đông Hải, Kreis Hải An- Stadt Hải Phòng.
Beruf: Weberin
Ich hatte vor einigen Jahren eine feste Arbeitsstelle in der Wollfabrik Hải Phòng. Nur kurze Zeit später meldete diese Wollkämmerei Konkurs an. Ich verlor meine Arbeit und habe seitdem kein festes Einkommen mehr.

Um mein Lebensunterhalt übers Wasser zu halten, hatte ich zeitweise meiner Mutter beim Verkauf von Teegetränken, anderen Leuten beim Trocknen von Seetangpflanzen und zuletzt als Straßenfegerin bei dem Unternehmen Hoàn Mỹ ausgeholfen.
Im Februar 2007 bin ich nach Hà Nội gekommen, um bei meiner Nichte den Beruf Nägelmalerin zu erlernen. Die Ausbildung verlief ganz gut, bis die nachfolgende Geschichte während eines Heimbesuchs passierte. Bis dahin hatte ich immer gehofft, eines Tages mit diesem Beruf das Geld für den Lebensunterhalt verdienen zu können.

Am 03. August 2007 kamen zwei Polizeibeamten zu meiner Wohnung und brachten mich zum Polizeiamt PA38 (Abteilung für politische Sicherheit) um mich über Dinge im “Zusammenhang mit der nationalen Sicherheit” zu befragen, ohne mich vorher schriftlich darüber zu informieren. Da ich damals noch keine Erfahrung mit Polizeibehörden hatte, ließ ich mich von Polizeibeamten abführen.

Weiter am 05. August rief mich ein Mitarbeiter vom PA38 auf das Handy an und lud mich zum Kaffee ein. Ich habe seine Einladung jedoch abgelehnt.

Am 09. August rief mich dieselbe Person noch mal an und teilte mit, dass ich bei der Polizei erscheinen soll. Ich verlangte von ihm eine schriftliche Vorladung. Der Anrufer antwortete, die Vorladung würde er beim Abholen mitbringen. Ich bestehe jedoch auf den Erhalt der Vorladung vor dem Termin. Der Anrufer sagte, er würde die Vorladung im Laufe des Tages vorbei bringen, ich solle auf jeden Fall zuhause warten. Ich habe extra meine Reise nach Hà-Nội verschoben und den ganzen Tag zuhause gewartet, doch der Anrufer ist nicht gekommen.

Am 10. August kam ein Polizist von meiner Gemeinde und forderte mich mündlich auf, sofort mit ihm wegen “Arbeit” ins Revier mitzukommen. Ich lehnte ab und verlangte eine schriftliche Vorladung. Der Polizist versuchte mich zu überreden. Ich sagte zu ihm, dass schon selbst bei Einwohnerversammlung eine Einladung gibt. In diesem Fall soll ein Bürger wegen der “nationalen Sicherheit” befragt werden, warum habe ich kein Anrecht auf eine Vorladung? Am Ende hat er auch einen schriftlichen Termin für einen Tag später (13.08.2007) gegeben und als Grund wegen “Arbeit” angegeben.

Ich erschien am 13. August auf dem Polizeirevier pünktlich. Obwohl die Vorladung von dem Polizeichef von der Gemeinde unterschrieben war, musste ich aber mit zwei Polizeibeamten von der PA38 “arbeiten”. Im gesamten Verlauf dieses Verhörs musste ich die gleichen Fragen wie bei der Abteilung für politische Sicherheit Hải Phòng in den vorherigen “Arbeitsterminen” beantworten.

Weshalb ist ein einfacher Bürger, der ohne irgendeinen Gesetzverstoß und nationale Sicherheit begangen zu haben, plötzlich Opfer von ständigen Nötigungen der Polizei geworden, wo er wegen des Lebensunterhalts dringend wieder nach Hà-Nội musste?

Die Antwort ist ganz einfach: in letzter Zeit habe ich ein paar Male Herrn Vũ Cao Quận und den Schriftsteller Nguyễn Xuân Nghĩa besucht. Darüber hinaus hat die Polizei herausgefunden, dass unsere Familie Kontakt zu Frau Trần Thị Lệ (Mutter von der inhaftierten Rechtsanwältin Lê Thị Công Nhân) hält.
Neben den beiden Anhörungen bei der Polizei gab es auch noch weitere Besuche von Mitarbeitern der Abteilung PA38 in unserer Wohnung. Die haben Gespräche mit meinem Bruder allein geführt. Offensichtlich haben sie meinem Bruder die Anweisung gegeben, mich zu beobachten. Die Polizeibeamten gaben an, sie hätten geheime Pläne aufgedeckt, wonach ich im Auftrag von den Herren Nguyễn Thanh Giang, Vũ Cao Quận, Nguyễn Xuân Nghĩa “konterrevolutionäre Dokumente” in den Süden bringen solle. Deshalb müssten sie mich -eine junge unüberlegte Person- vor solchen unüberlegten Taten beschützen. Die täten das, nur um mir zu helfen, damit ich nicht durch Kontakt zu “schlechten”, “konterrevolutionären” Personen gemäß des Sprichworts “neben Licht wird man hell, neben Tinte wird man dunkel“ infiziert und sowie von ihnen ausgenützt werde. Die Polizisten warnten, dass bei einer Festnahme von “konterrevolutionären” Personen auch Leute, die nur in einer bürgerlichen Beziehung zu den verhafteten gestanden haben, sich dafür verantworten müssten. Mein Bruder hatte Angst um mich, meine Mutter um so noch mehr. Seitdem befinde ich mich so gut wie in Haft auf Bewährung.

Die haben meinem Bruder außerdem versprochen, mir einen guten Job zu besorgen. Ich würde dann einen Mann heiraten, Kinder bekommen und ein Leben in einer glücklichen Gesellschaft unter der Führung der Partei führen.

Die erzählten Freunden von mir, ich unterhalte Kontakte zu “konterrevolutionären” Kräften. Wenn meine Freunde eine “gute Freundin” nicht verlieren möchten, dann sollten sie mich davon abhalten.

Sehr geehrte die Herren Polizisten!
Ich schätze Ihre Beruffähigkeit beim Schütz der Nationalsicherheit und Ihre Eifer bei der Arbeit hoch. Ich schätze auch Ihren guten Willen, mir zu helfen, damit ich etwas Standhaftes im Leben erreiche. Ich schätze auch Ihre Tat, sich mit meinen Familienangehörigen zu treffen, um ihnen “Dinge über mich mitzuteilen”. Ich schätze auch, dass Sie sich mit meinen Freunden getroffen haben.

Hätten Sie mich direkt auf die Geschichte mit dem Bringen von “konterrevolutionäre Dokumente” in den Süden im Auftrag irgendwelcher Personen angesprochen, hätte ich Ihnen direkt und mündlich alles erklärt, und nicht mit diesem Brief übers Internet.

Sie behaupten, Dr. Nguyễn Thanh Giang, Herr Vũ Cao Quận, Herr Nguyễn Xuân Nghĩa hätten mich beauftragt, nach Süd-Vietnam zu fahren, aber keiner von ihnen wussten etwas davon. Ich bin diejenige, die jetzt von Ihrer Behauptung erfährt. Wenn ich mich nicht für diese Leute rechtfertige, dann bin ich ein Feigling. Meine Familienangehörigen hatten zwar Angst um mich, aber zu Glück glaubte Ihnen keiner.

Erstens, ich kenne weder den hoch geschätzten Dr. Nguyễn Thanh Giang persönlich, noch habe ich ihn jemals gesehen. Wenn ich jemanden nicht kenne bzw. nie gesehen habe, kann ich doch nicht in seinem Auftrag “geheime Dokumente” in den Süden bringen.

Zweitens, Sie haben mich lange Zeit verfolgt und beobachtet. Sie müssten eigentlich doch wissen, dass ich ein feiges Mädchen bin. Ich traue mich nicht einmal, weiter als 20 Km allein zu reisen?

Drittens, wir leben in einem Zeitalter der Informationen. Die Menschen können Nachrichten mit Hilfe von modernen Kommunikationstechnologien und Datenverschlüsselung verschicken. Wer würde einem naiven Mädchen wie mir hoch geheime Dokumente in die Hände geben? Die Demokratiekämpfer haben ihre Meinungen ganz offen geäußert. Ihre Dokumente findet man überall im Internet. Jeder Interessierte kann deshalb über sie verfügen. Selbst Rechtsanwältin Lê Thị Công Nhân, eine Bekannte von mir, Mitglied der Partei „Thăng Tiến“ –eine oppositionelle Partei von der kommunistischen Partei Vietnams- hat auch ganz offen operiert. Es sind echte Menschen und echte Organisationen, operieren mit friedlichen Grundsätzen. Sie haben deshalb gegenüber der Regierung nichts zu verheimlichen. Offensichtlich haben Sie solche Geschichten erfunden, um meiner Mutter und meinem Bruder indirekt mitzuteilen, ich hätte etwas Verbotenes angerichtet und müsste deshalb mit einer langjährigen Haft rechnen. Meine Mutter und mein Bruder sollten sich mehr um mich kümmern?

Das ist also der Grund, weshalb ich seit zwei Monaten das Haus nicht verlassen dürfte. Sogar der Arbeit in Hà Nội kann ich auch nicht mehr nachgehen.

Geben Sie mir bitte bei dieser Gelegenheit auch eine Antwort darauf, ob ich weiterhin Herrn Quận, Herrn Nghĩa besuchen darf? Wenn Sie mir keine Antwort darauf geben, und ich diese Herren trotzdem besuche, würden Sie dann glauben, dass ich mit diesen Herren über Politik rede? Sind Sie dann der Meinung, dass ich von den “konterrevolutionären” abgeworben bin?

Warum darf Polizei jeden Menschen ohne Einschränkung besuchen, auch bei Herrn Quận und Herrn Nghĩa. Und ich darf das aber nicht?

Sehr geehrter Herren!
Wenn ich Herrn Quận und Herrn Nghĩa besuche, interessiere ich mich nicht für Politik, sondern nur für Menschenrechte. Ich bin der Meinung, Politik und Menschenrechte sind zwei Paare von Schuhen. Ich mag keine Politik. Meine Familie gehört zu der armen Arbeiterklasse, die das ganze Jahr über schwer zu schuften hat. Ich selber genieße keine hohe Bildung. Jemand, der Politik macht, soll über Intelligenz verfügen. Aber wer sich für Menschenrechte interessiert, muss nicht unbedingt intelligent sein, weil Menschenrechte zum alltäglichen Leben der Menschen wie die Nahrung gehören, die ich, wie Sie sehen, zurzeit aber nicht habe: Schon allein ein Besuch bei Herrn Vũ Cao Quận und Herrn Nguyễn Xuân Nghĩa um über Menschenrechtsthemen zu diskutieren, wurde behauptet, ich solle ‘konterrevolutionäre Dokumente” in den Süden bringen, sowie von den konterrevolutionären Kräften ausgenutzt zu sein.

Sie haben dafür gesorgt, dass ich seit dem 08.03.2007 bis heute und gewollt arbeitslos und fast 2 Monate in der eigenen Wohnung inhaftiert bin. Meine Familienangehören hatten Angst, dass Sie mich bis sogar nach Hà Nội verfolgen und die Arbeit und das Geschäft von meiner Nichte dort beeinträchtigen (darüber hat meine Mutter schon direkt mit Ihnen gesprochen). Obwohl Sie meine Mutter überredet haben, mich wieder nach Hà Nội zur Arbeit gehen zu lassen, aber Ihr guter Wille hat genau das Gegenteil bewirkt. Jedes Mal, wenn Sie vorbei kommen, bekommen meine Mutter und mein Bruder solche Angst und schauen als ersten nach, ob ich zuhause bin! Da ich diejenige bin, die “konterrevolutionäre Dokumente” in den Süden bringen sollte, und nicht meine Mutter oder mein Bruder, sollten Sie ihnen bitte keine Angst machen und in Ruhe lassen.

Mit dem letzten Teil dieses Briefes möchte ich mich an die gleichaltrigen wenden.
- Ihr seid der Meinung, wohin ich gehe, mit wem ich telefoniere, weiß die Polizei gut drüber Bescheid! Ich danke Euch.
Ihr habt auch gefragt, warum ich gegen dieses Regime bin und damit Unruhe in einem der sichersten Länder auf dieser Erde schüre.

Erlaube mir bitte eine Geschichte zu erzählen, um meine Art zu interpretieren.
Ich war letztes Jahr im Krankenhaus „Việt Tiệp“ (Vietnam-Tschechei), um eine Organspendenerklärung abzugeben, für den Fall, dass ich aus irgendeinem Grund......
Meine Mutter ist mit dieser Entscheidung von mir einverstanden. Das Krankenhaus antwortete aufgrund meiner Anfrage, dass es zurzeit noch keine Reglung über Organspenden gebe und man könne meinem Wünsch deshalb noch nicht entsprechen. Ich bat das Personal vom Krankenhaus, meine Daten wie Namen, Anschrift, Geschlecht, Telefonnummer trotzdem zu notieren. Wenn Ihr Zweifel an meinem Wort habt, könnt Ihr bei der Verwaltung des Krankenhaus „Việt Tiệp“ nachfragen. Ich habe die Geschichte nur deshalb erzählt, weil ich zeigen wollte, dass ich niemandem was Böses antun möchte. Als ich T und H von meiner Absicht mit dem Organspenden erzählt habe, haben sie zu mir gesagt, ich sei “geisteskrank” und “übergeschnappt”. Es ist genauso wie manche Leute Demokratiekämpfer und Menschenrechtler in unserem Land als “Konterrevolutionär” bezeichnen. Es ist manchmal wirklich sehr traurig, dass man in unserer Gesellschaft etwas Gutes machen möchte, wird dafür aber übel beschimpft.

Sehr geehrte die Herren Polizisten und liebe Freunde!
Deshalb möchte ich heute meine Erklärung zur Unterstützung der “Konterrevolutionäre” abgeben und beantrage hiermit die Mitgliedschaft in der “konterrevolutionären” Bewegung Vietnams.

Hải Phòng, den 26. September 2007
Phạm Thanh Nhiên
Adr.: 17 Phương Lưu 2
Gemeinde Đông Hải
Kreis Hải An
Stadt Hải Phòng.
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Quelle: www.doi-thoai.com