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Da wir insgesamt sechs Kinder sind, setzte
mein Vater meinen Bruder und mich, weil wir die ältesten sind, in den Kutter
und legte unser Schicksal in Gottes Hände. Meine anderen drei Schwestern und
mein jüngerer Bruder mussten mit meinen Eltern zurückbleiben. Meinem Bruder war damals nicht bewusst, in welcher
Situation wir uns befanden und ist aus lauter Neugierde mitgefahren. Wir saßen
mit hundert anderen Menschen auf dem Kutter. Es war heiß, stickig und eng
zwischen den Menschen. Wir konnten uns nicht frei bewegen und durften auch
nicht an Deck, da uns die Kommunisten sonst entdecken und zurückbringen
könnten. Auf hoher See durften einige an Deck, doch die Wellen waren hoch und
der Kutter begann zu schaukeln und zu wiegen, weshalb viele seekrank wurden,
nichts mehr zu sich nehmen konnten und sich ununterbrochen übergeben haben. Das
Essen wurde immer knapper und unsere Zungen schrieen vor Durst. Wenn der
Fischer mal ein Glas hinunterbrachte, zerrten alle gleichzeitig daran und
verschütteten all das kostbare Wasser. Irgendwann bekam doch jeder etwas
Wasser, auch mein Bruder und ich. Nun wurde ihm erst klar, wie ernst die Situation
wirklich war und er wollte nur noch zurück zu Mutter und Vater. Der Durst
wollte einfach nicht aufhören und der Gestank nach Erbrochenem und
Ausgeschiedenem wurde immer unerträglicher. Am Abend als die Lage begann, ruhig
zu werden, weckte uns ein Schrei vom Deck. Der Fischer kam herunter und sagte,
es würden uns Piraten verfolgen, die auf einem Kutter anderer Flüchtlinge sind,
die sie höchstwahrscheinlich schon alle ausgeraubt und getötet haben. Er
verteilte Motoröl, mit dem wir uns einschmieren sollten, damit die Piraten uns
Frauen nicht von den Männern unterscheiden konnten, um sich nicht an uns zu
vergehen. Panik und Hysterie breitete sich unter uns aus und Frauen begannen zu
schreien, zu weinen und zu Gott zu beten........
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