Neulich in Vietnam - Cu Chi
- Veröffentlicht am 06. März 2010
- Eingereicht von Bao Tian
- Zugriffe: 8278
Als Vietnamese, dessen Familie damals im Beamtenapparat und im Militär der Republik Südvietnam tätig war, weise ausdrücklich darauf hin, dass es sich hier um einen Reisebericht handelt.
Der Kommunismus wird hier in keiner Form verherrlicht, geschweige die Operationen des Viet Cong. Falls jemand etwas anderes behauptet, dann möge die Person es ausführlich begründen!
Der Feind vor der Haustür
Es wird geschichtlich, wir besuchen heute Củ Chi. Dieser Ort ist bekannt für das Tunnellabyrinth des Viet Cong bzw. FNL. Während des Vietnamkrieges war dieses Gebiet eines der gefährlichsten Orte für Südvietnamesen. Da ein Großteil der dort lebenden Menschen arm war, kooperierten viele mit dem Viet Cong. Unweit von Củ Chi verlief auch noch der Đường mòn Hồ Chí Minh, der die Kämpfer mit Nachschub versorgte. Aus dieser Region stammten viele Partisanen, die die Aufgabe hatten, die Republik Südvietnam mit Bombenanschlägen oder Hinterhalten zu terrorisieren.
Der eine oder die andere fragt sich sicherlich, warum muss man über diesen Ort etwas schreiben? Wieso muss man da hin und wenn man dort hinfährt, dann unterstützt man doch nur die Kommunisten. Zunächst einmal kann man dort hingehen, um sich ein persönliches Bild zu machen, denn ein bekanntes Sprichwort sagt, wenn man nicht selbst dort war, so kann man nicht mitreden. Zweitens gehört es zur vietnamesischen Geschichte, auch wenn dieses eher als negativ anzusehen ist. Drittens, wer sagt man unterstütze die KP mit den Eintrittsgeldern, der dürfe auch kein Visum für Vietnam beantragen oder irgendetwas in Vietnam konsumieren, denn das Regime mischt überall mit.
Củ Chi steht in unserem Interesse, da wir erfahren wollen, wie dort die Menschen in jener Zeit lebten. Wir, besser gesagt, ich nehme an einer Führung durch das Viet Cong Dorf teil. Zusammengewürfelt mit anderen Reisenden führt uns ein Guide (er trägt eine Uniform, die für nordvietnamesische Soldaten und dem Viet Cong üblich war). Verstreut im Dschungel stehen überall kleine Häuser bzw. Verschläge mit einem aus Blättern hergestellten Dach. Die Blätter sind mit chemischen Substanzen behandelt, um sie feuerfest zu machen. Von jedem Haus aus gab es eine Möglichkeit direkt ins Tunnelsystem zu gehen. Es lebten verstreut bis zu 40 000 Kämpfer in den Gebieten von Củ Chi. Zahlreiche Menschen (darunter auch von der Zivilbevölkerung) starben durch Bombardierungen von amerikanischen B-52. Links und rechts des Weges sind noch die Bombenkrater zu erkennen.
Im Dorf existierte eine Schule, nicht weit davon entfernt, gab es einen Versammlungspunkt, eine Art Pavillon mit einer Tafel.
Man schrieb wichtige Nachrichten dort auf. Nie traf man sich dort mit vielen Leuten gleichzeitig, da die Gefahr durch Luftangriffe zu groß war.
Nach einer Weile sehen wir einen kleinen Tempel mit einer Buddha Statue vor einer kaputten Wand, das Loch stammt von einem Granatenbeschuss. Wie durch ein Wunder blieb der Rest des Tempels unbeschädigt.
Wir erreichen das Dorfzentrum, dort lebten die Viet Cong Kämpfer wie zu mittelalterlichen Zeiten. Sie tauschten Sachen auf dem sogenannten Markt. Heutzutage werden hier Viet Cong Souvenirs verkauft (kariertes Halstuch, grüner Dschungelhut oder die Sandalen aus alten Autoreifen). Ich frage mich ganz ehrlich, wer sich so etwas kaufen sollte. Vermutlich kauft sich sowas ausgerechnet ein amerikanischer Tourist.
Die Führung geht weiter, wir kommen in einer unterirdischen Küche an und Essen dort zu Mittag. Danach geht's nach unten.
Es werden uns ein Lazarett, Funkraum sowie eine Kammer gezeigt, in der man die Blindgänger der USA für eigene Granaten umbaute. Schließlich erreichen wir einen Raum, hier plante man diverse Angriffe in den Gebieten des südlichen Vietnams. Schaut man an die Wand, so liest man diesen großen Propagandaspruch, der eher wie ein Witz klingt.
"Nichts ist so wertvoll wie Unabhängkigkeit und Freiheit."
Unabhängig und frei ist man bis heute nicht in Vietnam. Ein Grund ist natürlich der Kommunismus und zweitens macht man sich wieder von China abhängig, indem man den Chinesen alles auf vietnamesischem Territorium erlaubt und Zugeständnisse macht (scheinbar hatten 1000 Jahre chinesische Provinz nicht gereicht). Immer wieder sieht man ziemlich gemeine Fallen, die überall im Dschungel gut versteckt waren.
Mehrere versteckte Stellungen sind auch zu erkennen.
Die ganze Tour dauerte ca. 3 Stunden, aus architektonischer Sicht war es sehr interessant.
Jeder muss selbst wissen, ob er dorthin fahren will, aber wer eine Zeitreise erleben möchte, sollte den Ausflug wagen.
Siehe auch:
Neulich in Vietnam - Im Mekong Delta
Neulich in Vietnam - T.P. Sài Gòn / T.P. HCM
Neulich in Vietnam - Moc Bai
Neulich in Vietnam - Mui Ne
Neulich in Vietnam - Nha Trang
Neulich in Vietnam - Da Lat
Neulich in Vietnam - Wieder in T.P. Sài Gòn
Neulich in Vietnam - Besuch im Dinh Doc Lap
Neulich in Vietnam - Cu Chi
Neulich in Vietnam - Chao tam biet Viet Nam (Auf Wiedersehen Vietnam)
Kommentare