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Solidaritätsadresse eines deutschen Katholiken aus dem Rheinland

Die vietnamesischen Kommunisten sagen zu den Buddhisten bzw. zu den Katholiken, dass sie sich nicht in politische Angelegenheiten einmischen, sondern sich auf die Ausübung ihrer Religion beschränken sollen. Religion und Politik müssten getrennt bleiben.
Die vietnamesischen Kommunisten sagen zu den Buddhisten bzw. zu den Katholiken, dass sie sich nicht in politische Angelegenheiten einmischen, sondern sich auf die Ausübung ihrer Religion beschränken sollen. Religion und Politik müssten getrennt bleiben.
Dies ist für Christen eine paradoxe Forderung, beinhaltet doch das Leben als Christ den Dienst am Reiche Gottes, das wir als Christen erhoffen und in unserem täglichen Handeln vorbereiten sollen („Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen.“ Mt 6, 33 a)

Die gemeinsame Synode der Bistümer Deutschlands hat in ihrer Schrift „Unsere Hoffnung IV/4“ den Einsatz aller Christen für eine lebenswürdige Zukunft beschrieben:

„Zu den Herausforderungen der Zukunft können die Kirchen nicht schweigen. (…) Unsere Bereitschaft zu gesamtgesellschaftlichen Verpflichtungen bewährt sich schließlich in unserem Einstehen für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden in der Welt.“

Pointierter äußert sich Pfarrer Ferdinand Kerstiens aus Marl/Westfalen, wenn er, die christliche Hoffnung betrachtend, formuliert:

„1. Die christliche Hoffnung richtet sich nicht primär auf die Verlängerungen menschlicher Möglichkeiten, sondern auf Gott und das Gottmögliche; aber sie weiß, dass die erhoffte Zukunft auch die Vollendung alles Menschenmöglichen bringen wird.

2. Da die erhoffte Zukunft bereits in Christus eröffnet ist, kann die christliche Hoffnung nicht als bloßes utopisches Bewusstsein verstanden werden. Sie richtet sich vielmehr darauf, dass die bereits eröffnete Zukunft sich an der Welt und in der Welt auswirke.

3. Die Hoffnung stellt sich dar im Kampf für die Veränderung der Welt auf die verheißene Zukunft hin.

4. Christliche Hoffnung ist deswegen kein „Opium des Volkes“, keine Lähmung der Kräfte, sondern gerade deren Aktivierung bis zu Hingabe des eigenen Lebens.

5. Der Einsatz der Hoffenden für die Veränderung der Welt muss sich „solidarisch und polemisch“ mit dem Geist und den Verhältnissen der Gegenwart einlassen. Weder Verteufelung noch Sanktionierung der vorgefundenen Situation können als mögliche Korrelate ( ) christlicher Hoffung verstanden werden.

6. Die christliche Hoffnung, die Hoffenden selber, können in keiner irdischen Gegenwart zur Ruhe kommen; sie bilden deswegen ein Element der Unruhe, der Veränderung, der neuen Initiativen in Kirchen und Gesellschaft.

7. Die erhoffte Zukunft wird als soziales Heil vorgestellt: Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit. Deswegen muss auch der Einsatz der Christen auf diese Zukunft hin sozialen und politischen Charakter haben. Die Hoffnung des einzelnen auf seine Zukunft realisiert sich im Einsatz für die Zukunft der anderen.“


Aus Farbe bekennen 13 – Unterrichtswerk für Katholische Religionslehre in der gymnasialen Oberstufe, München 1996, S. 187

In diesem Sinne haben vietnamesische Katholiken seit mehreren Monaten friedlich für Frieden und Gerechtigkeit gebetet und sind daran nun mit gewaltsamen Mitteln des Staates gehindert worden.
Die kommunistischen Machthaber bezogen sich in ihrem Handeln auf o.g. Forderung, das Religion sich aus der Politik herauszuhalten habe, und versuchten sich so zu rechtfertigen.

Ich, als deutscher Katholik, bin bestürzt über diese Eskalation in Hanoi, verurteile das dortige Regime und erkläre mich ausdrücklich solidarisch mit meinen vietnamesischen Glaubensbrüdern und Schwestern.

Erinnert Euch heute an die Worte des Apostels Paulus aus seinem Römerbrief:

„Seid fröhlich in der Hoffung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet.
Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“
(Röm 12, 12, 21)

Dazu wünsche ich Euch von ganzem Herzen Gottes Segen!

Mario Albers, Gymnasiallehrer, Bonn