Unbekannte Medikamente im Auftrag von oben verabreicht
- Veröffentlicht am 03. August 2007
- Eingereicht von Hoa Mi
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Rechtsanwältin Bui Kim Thanh, deren Freilassung neben vielen anderen Dissidenten das EU-Parlament mit der Resolution vom 12. Juni 2007 gefordert hat, ist inzwischen freigekommen.
Rechtsanwältin Bui Kim Thanh, deren Freilassung neben vielen anderen Dissidenten das EU-Parlament mit der Resolution vom 12. Juni 2007 gefordert hat, ist inzwischen freigekommen.
Sie hat dem Sender Radio Free Asia ein Interview gegen. Im folgenden die Übersetzung des Interviews.
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Ich wurde offiziell am 11.07.2007 freigelassen. Normalerweise kann jemand, der von der Polizei in die Psyschiatrianstalt B4 eingewiesen wurde, nur von der Polizei rausgeholt werden. Diesmal war neben der Polizei auch ein Stellverteter vom Amt für Meinung und Kultur namens Hồ dabei.
An jenem Morgen, als ich Quyến, Vater von meinen Kindern, sah, dachte ich an die angekündigte Verlegung meiner Haft nach Hanoi für weitere 3 Monate in die Zentralpsychiatrieanstalt 1, weil das Psychiatrieklinik Biên Hòa nach Vorlegen des Untersuchungsergebnisses sich weigerte, mich dort weiter zu behalten. Laut Untersuchungsergebnis ist mein psychischer Zustand normal. Die Psychiatrieanstalt hat mich deshalb an die Polizei und Staatsanwaltschaft vom Bezirk 3 zurückgegeben. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten diese Entscheidung zunächst mit dem Argument abgelehnt, dass sie zuerst die Zustimmung von der Stadtpartei einholen müssten. Sie würden mich dann für 3 weitere Monate nach Hanoi verlegen.
Als Quyến am Morgen des 11. Juli die Klinikanstalt betrat, sagte ich noch zu ihm: „sie verlegen mich diesmal tatsächlich nach Hanoi in die Psychiatrieanstalt 1“. Da sagte Quyến zu mir, ich solle mich auf die Heimkehr vorbereiten, weil die Behörden mich doch nicht nach Hanoi verlegen.
Gia Minh: Was für Medikamente wurde bei Ihnen im Laufe der Behandlung in dieser Klinik verabreicht?
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Ich hatte danach gefragt, erhielt jedoch keine Antwort. Zu Anfang hatten sie mir Medikamente per Spritze verabreicht, ohne zu erklären, wofür die sind. Ich habe daraufhin gebeten, mir zu sagen, um was für Medikamente es sich handelten, weil ich allergisch bin. Sie antworteten, dass die Spritze auf Anweisung und nicht wegen Krankheit verabreicht würde. D. h., die Leute gaben mir das, was die Obrigkeiten ihnen sagten, ohne zu wissen wofür. Sich bei den zu beschwerden, würde deshalb nicht helfen.
Einmal hatte ich protestiert und bestand darauf die Namen der Medikamente, die sie mir verabreichen wollten, zu wissen. Als Antwort ließen sie wissen, dass sie die Arbeit nur im Auftrag von bestimmten Leuten ausführen, mehr darüber wissen sie selbst nichts. Anschließend fesselten sie mir die Hände und Beine und setzten ihre Spritze. Nach der Spritze begannen meine Hände und mein Gesäß steif zu werden, später auch der Mundkiefer. Der Speichel im Mund lief und lief und ich konnte ihn nicht aufhalten. Das Nervensystem funktionierte irgendwie nicht mehr richtig. Ich weiß bis heute nicht, im wessen Auftrag sie es gehandelt haben.
Gia Minh: Während Ihres Aufenhalts in der Zentralpsychartrieanstalt 2 haben viele klagende Bürger, den Sie früher mit Rechtsberatung geholfen hatten, versucht, Sie dort zu besuchen. Diese Leute haben dennoch keine Genehmigung bekommen. Können Sie etwas darüber erzählen?
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Ich wußte darüber gut Bescheid und man hatte auch gedroht, jeder Klagende, der versucht mit mir Kontakt aufzunehmen bzw. von mir eine Antwort bekommen hat, würde sofort verhaftet. Mit anderen Worten, ich selber hatte gegen nichts verstoßen und wurde trotzdem verhaftet. Bürger, die mich besuchen, würden bestimmt nicht anders behandeln. Ich hatte in dem Moment gedacht, jemandem wie mir, der das Gesetz immer achtet und sich für Menschenrechts- und Demokratiewerte in Vietnam einsetzte, wurde vom Staat dermaßen Schaden zugefügt. Wenn ich zum Beispiel den Bürgern nur gesagt hätte: „Hey, mir geht es gut, vielen Dank“, dann hätten sie mir sofort eine Spritze verpasst. Wer würde diese Bürger dann beschützen können? Ich hatte nach dem Gewissen eines Menschen, der sich mit den Gesetzen auskennt, gehandelt und den klagenden Bürgern geholfen, die Gesetze zu verstehen. Und schon wurde ich verhaftet.
Ich wußte auch, dass Vertreter der US-Botschaft und der UN-Menschenrechtsorganisation während meiner Haft zweimal versucht hatten, mich zu besuchen. Beide Male hatte man die Besucherdelegation abgewiesen. Wenn selbst Versuche von Vertretern von US-Botschaft und von UN-Menschenrechtsorganisation abgewiesen wurden, wie sollte es einem einfachen klagenden Bürger gelingen, durch zu kommem und mich zu besuchen?! Zudem hatten sie ein großes Besuchsverbotschild vorm Eingang der Psychiatrieanstalt Biên Hòa am 30.4.2007 ausgehängt.
Gia Minh: Sie sind jetzt wieder Zuhause. Angehörigen von Ihnen geben sich sehr viel Mühe, dass Sie keine weiteren Schwierigkeiten mit den Behörden bekommen. Trotzdem haben Sie heute mit uns gesprochen. Wollen Sie den Zuhörern irgendetwas mitteilen bzw. haben Sie sich schon irgendetwas für die nächste Zeit vorgenommen?
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Zunächst möchte ich mich über Ihren Sender mein herzliches Dankeschön an alljenigen Menschen auf der ganzen Welt, die ihre Stimmen des Gewissens gegen meine unrechtsmäßige Haft und verrückte Behandlung durch die vietnamesische Polizei und Ärzte in dieser Psychiatrieanstalt erhoben haben, übermitteln. Ich hatte den klagenden Bürgern geholfen, weil ich der Meinung bin, dass selbst ein Mensch in diesem rechtstaatlichen Sozialistischen Republik Vietnam ein Anspruch auf Rechte haben muss. Ich hätte den babarischen Akt mit der Verletzung von Menschenrechten, Menschrechtsberaubung, Vernichtung der Lebensgrundlagen der vietnamesichen Bürger durch die Machthaber in Polizeiuniform anzeigen sollen. Es gibt nicht mehr einzelne klagende Bürger, sondern eine komplette Schicht von klagenden Menschen ist entstanden worden.
Meine Überzeugung war richtig. Dafür hatte ich im Pyschatriegefängnis setzen müssen. Ich will weiter mein Leben leben und würde deshalb keine Angst vor unrechtsmäßigen, verrückten und barbarischen Handlungen von den Machthabern haben. Für diese Regierung ist das Leben der klagenden Bürger so wertlos, dass sie die jede Zeit verhaften kann, wann sie nur will. Wenn die Staatmacht will, dass ein Mensch verrückt ist, dann wird dieser Mensch zum Verrückten gemacht. Wenn die Staatmacht behauptet, jemand habe gegen das Gesetzt verstoßen, dann sperrt sie ihn kurzerhand ein. Sie erfindet jeden Tag neue Reglungen und Gesetze. Die einfachen Bürger sind ihr gegenüber machtlos ausgeliefert und können sich an niemanden wenden. Niemand beschützt sie!
Ich weiß nicht, ob ich erneut mit meiner Freiheit bezahlen würde, wenn Sie meine Worte von heute ausstrahlen. Ich hatte dafür büßen müssen, weil ich gewagt hatte, die Wahrheit zu sagen. Die Folge war, dass man mich zum Verrückten gemacht und unrechtsmäßig ins Gefängnis gesteckt hat, bzw. versucht hatte, mich zu eliminieren. So etwas ist hier normal. Man muss damit leben. Du hast keine Wahl!
Gia Minh: Wir danken Ihnen, Rechtsanwältin Bùi Kim Thành für dieses Interview. Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit und starken Willen.
Quelle: www.doi-thoai.com
Sie hat dem Sender Radio Free Asia ein Interview gegen. Im folgenden die Übersetzung des Interviews.
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Ich wurde offiziell am 11.07.2007 freigelassen. Normalerweise kann jemand, der von der Polizei in die Psyschiatrianstalt B4 eingewiesen wurde, nur von der Polizei rausgeholt werden. Diesmal war neben der Polizei auch ein Stellverteter vom Amt für Meinung und Kultur namens Hồ dabei.
An jenem Morgen, als ich Quyến, Vater von meinen Kindern, sah, dachte ich an die angekündigte Verlegung meiner Haft nach Hanoi für weitere 3 Monate in die Zentralpsychiatrieanstalt 1, weil das Psychiatrieklinik Biên Hòa nach Vorlegen des Untersuchungsergebnisses sich weigerte, mich dort weiter zu behalten. Laut Untersuchungsergebnis ist mein psychischer Zustand normal. Die Psychiatrieanstalt hat mich deshalb an die Polizei und Staatsanwaltschaft vom Bezirk 3 zurückgegeben. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten diese Entscheidung zunächst mit dem Argument abgelehnt, dass sie zuerst die Zustimmung von der Stadtpartei einholen müssten. Sie würden mich dann für 3 weitere Monate nach Hanoi verlegen.
Als Quyến am Morgen des 11. Juli die Klinikanstalt betrat, sagte ich noch zu ihm: „sie verlegen mich diesmal tatsächlich nach Hanoi in die Psychiatrieanstalt 1“. Da sagte Quyến zu mir, ich solle mich auf die Heimkehr vorbereiten, weil die Behörden mich doch nicht nach Hanoi verlegen.
Gia Minh: Was für Medikamente wurde bei Ihnen im Laufe der Behandlung in dieser Klinik verabreicht?
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Ich hatte danach gefragt, erhielt jedoch keine Antwort. Zu Anfang hatten sie mir Medikamente per Spritze verabreicht, ohne zu erklären, wofür die sind. Ich habe daraufhin gebeten, mir zu sagen, um was für Medikamente es sich handelten, weil ich allergisch bin. Sie antworteten, dass die Spritze auf Anweisung und nicht wegen Krankheit verabreicht würde. D. h., die Leute gaben mir das, was die Obrigkeiten ihnen sagten, ohne zu wissen wofür. Sich bei den zu beschwerden, würde deshalb nicht helfen.
Einmal hatte ich protestiert und bestand darauf die Namen der Medikamente, die sie mir verabreichen wollten, zu wissen. Als Antwort ließen sie wissen, dass sie die Arbeit nur im Auftrag von bestimmten Leuten ausführen, mehr darüber wissen sie selbst nichts. Anschließend fesselten sie mir die Hände und Beine und setzten ihre Spritze. Nach der Spritze begannen meine Hände und mein Gesäß steif zu werden, später auch der Mundkiefer. Der Speichel im Mund lief und lief und ich konnte ihn nicht aufhalten. Das Nervensystem funktionierte irgendwie nicht mehr richtig. Ich weiß bis heute nicht, im wessen Auftrag sie es gehandelt haben.
Gia Minh: Während Ihres Aufenhalts in der Zentralpsychartrieanstalt 2 haben viele klagende Bürger, den Sie früher mit Rechtsberatung geholfen hatten, versucht, Sie dort zu besuchen. Diese Leute haben dennoch keine Genehmigung bekommen. Können Sie etwas darüber erzählen?
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Ich wußte darüber gut Bescheid und man hatte auch gedroht, jeder Klagende, der versucht mit mir Kontakt aufzunehmen bzw. von mir eine Antwort bekommen hat, würde sofort verhaftet. Mit anderen Worten, ich selber hatte gegen nichts verstoßen und wurde trotzdem verhaftet. Bürger, die mich besuchen, würden bestimmt nicht anders behandeln. Ich hatte in dem Moment gedacht, jemandem wie mir, der das Gesetz immer achtet und sich für Menschenrechts- und Demokratiewerte in Vietnam einsetzte, wurde vom Staat dermaßen Schaden zugefügt. Wenn ich zum Beispiel den Bürgern nur gesagt hätte: „Hey, mir geht es gut, vielen Dank“, dann hätten sie mir sofort eine Spritze verpasst. Wer würde diese Bürger dann beschützen können? Ich hatte nach dem Gewissen eines Menschen, der sich mit den Gesetzen auskennt, gehandelt und den klagenden Bürgern geholfen, die Gesetze zu verstehen. Und schon wurde ich verhaftet.
Ich wußte auch, dass Vertreter der US-Botschaft und der UN-Menschenrechtsorganisation während meiner Haft zweimal versucht hatten, mich zu besuchen. Beide Male hatte man die Besucherdelegation abgewiesen. Wenn selbst Versuche von Vertretern von US-Botschaft und von UN-Menschenrechtsorganisation abgewiesen wurden, wie sollte es einem einfachen klagenden Bürger gelingen, durch zu kommem und mich zu besuchen?! Zudem hatten sie ein großes Besuchsverbotschild vorm Eingang der Psychiatrieanstalt Biên Hòa am 30.4.2007 ausgehängt.
Gia Minh: Sie sind jetzt wieder Zuhause. Angehörigen von Ihnen geben sich sehr viel Mühe, dass Sie keine weiteren Schwierigkeiten mit den Behörden bekommen. Trotzdem haben Sie heute mit uns gesprochen. Wollen Sie den Zuhörern irgendetwas mitteilen bzw. haben Sie sich schon irgendetwas für die nächste Zeit vorgenommen?
Rechtsanwältin Bùi Kim Thành: Zunächst möchte ich mich über Ihren Sender mein herzliches Dankeschön an alljenigen Menschen auf der ganzen Welt, die ihre Stimmen des Gewissens gegen meine unrechtsmäßige Haft und verrückte Behandlung durch die vietnamesische Polizei und Ärzte in dieser Psychiatrieanstalt erhoben haben, übermitteln. Ich hatte den klagenden Bürgern geholfen, weil ich der Meinung bin, dass selbst ein Mensch in diesem rechtstaatlichen Sozialistischen Republik Vietnam ein Anspruch auf Rechte haben muss. Ich hätte den babarischen Akt mit der Verletzung von Menschenrechten, Menschrechtsberaubung, Vernichtung der Lebensgrundlagen der vietnamesichen Bürger durch die Machthaber in Polizeiuniform anzeigen sollen. Es gibt nicht mehr einzelne klagende Bürger, sondern eine komplette Schicht von klagenden Menschen ist entstanden worden.
Meine Überzeugung war richtig. Dafür hatte ich im Pyschatriegefängnis setzen müssen. Ich will weiter mein Leben leben und würde deshalb keine Angst vor unrechtsmäßigen, verrückten und barbarischen Handlungen von den Machthabern haben. Für diese Regierung ist das Leben der klagenden Bürger so wertlos, dass sie die jede Zeit verhaften kann, wann sie nur will. Wenn die Staatmacht will, dass ein Mensch verrückt ist, dann wird dieser Mensch zum Verrückten gemacht. Wenn die Staatmacht behauptet, jemand habe gegen das Gesetzt verstoßen, dann sperrt sie ihn kurzerhand ein. Sie erfindet jeden Tag neue Reglungen und Gesetze. Die einfachen Bürger sind ihr gegenüber machtlos ausgeliefert und können sich an niemanden wenden. Niemand beschützt sie!
Ich weiß nicht, ob ich erneut mit meiner Freiheit bezahlen würde, wenn Sie meine Worte von heute ausstrahlen. Ich hatte dafür büßen müssen, weil ich gewagt hatte, die Wahrheit zu sagen. Die Folge war, dass man mich zum Verrückten gemacht und unrechtsmäßig ins Gefängnis gesteckt hat, bzw. versucht hatte, mich zu eliminieren. So etwas ist hier normal. Man muss damit leben. Du hast keine Wahl!
Gia Minh: Wir danken Ihnen, Rechtsanwältin Bùi Kim Thành für dieses Interview. Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit und starken Willen.
Quelle: www.doi-thoai.com
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