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Phạm Đoan Trang und ihr Buch „Politik für alle“

Die Vietnamesin Phạm Đoan Trang, Autorin des Buches „Politik für alle (Chính Trị Bình Dân)“, hat das Ziel den Menschen in Vietnam zu zeigen, dass Politik nicht nur der Elite, sondern jedem im Alltagsleben bestimmt sei.

Am 03.10.2017 stellte sie sich den Fragen der vietnamesischen Ausgabe von Radio Free Asia (RFA).

RFA: Warum haben Sie Ihr Buch „Politik für alle“ genannt?

Phạm Đoan Trang: Ich habe mich für die Wortwahl „für alle“ entschieden, da ich möchte, dass meine Landsleute dieses Buch lesen. Ich verwende in meinem Werk eine einfache Sprache, damit auch Menschen mit nicht akademischen Hintergrund folgen können, es werden weniger Formeln und Tabellen beschrieben. Auch werden keine komplizierten Worte oder Umschreibungen aus alten Sprachen verwendet. Es gibt nur moderne Ausdrücke, die Bezug auf aktuelle Ereignisse in Vietnam nehmen, das sind fast 99% der Beispiele.

Zweitens wollte ich den Menschen den Irrglauben aus den Köpfen nehmen, dass Politik nur für eine Minderheit, der Elite bestimmt sei. Vietnamesen sagen meist, dass alles von der herrschenden Kommunistischen Partei und dem Staat geregelt werde. Ich möchte, dass die Menschen verstehen, dass Politik überall in unserem Alltagsleben eine Rolle spielt – es hat sogar Einfluss auf unsere Lebensmittel, die wir zu uns nehmen und den Textilien, die wir tragen.

pham doan trang

RFA: Wie wollen Sie sichergehen, dass vietnamesische Leser Zugang zu Ihrem Buch erhalten, da die Regierung es nicht erlauben wird das Buch in Vietnam zu veröffentlichen?

Phạm Đoan Trang: Ich werde alle Möglichkeiten nutzen, wie online Publikation und E-Books. Ich könnte sogar das Buch in kleine Abschnitte aufteilen, die dann in der Tageszeitung erscheinen würden oder erlauben, dass mein Werk ohne Urheberrechte weiterverbreitet wird. Es stimmt, dass die Regierung dieses Jahr die Verlagshäuser in Hanoi und Saigon streng überwacht. Ich werde versuchen ein Schlupfloch zu finden.

RFA: Warum haben Sie sich entschieden ein Buch, das aus vietnamesischer Sicht ein sehr sensibles Thema anspricht, zu schreiben?

Phạm Đoan Trang: Der Wunsch kam auf, nachdem ich 2009 in politische Aktivitäten involviert war. Zu dem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich Politik nicht wirklich verstand. Ich wusste, dass ich mich für Demokratie einsetzte, aber kannte die Bedeutung nicht. Ich realisierte, wenn ich über soziale und politische Probleme schreiben wollte, so müsse ich sie zunächst auch verstehen. Wenn man nichts versteht, wie soll man dann andere durch die Thematik führen? Ich begann mich damit auseinanderzusetzen und bemerkte, dass es den meisten Menschen so wie mir erging.

In Vietnam gibt es seit 1975, dem Ende des Vietnamkrieges, kaum Zugang zu politischen Dokumenten. In der heutigen Zeit existieren nur sporadisch Artikel über die Politik im Internet, aber sie sind nicht methodisch geschrieben und sie behandeln Probleme über die niemand Spricht, wie soziale Bewegungen, Propaganda und warum Wahlen in Vietnam als undemokratisch anzusehen sind. Ich bin glücklich, dass ich viele Freunde habe, die im Ausland leben und ich auch in Übersee studieren konnte. Zu jener Zeit gab ich das meiste Geld aus, um Bücher über Politik zu kaufen, die ich alle las. Dadurch konnte ich mir das Wissen aneignen, was ich nun vereinfacht niedergeschrieben habe.


Quelle:
http://www.rfa.org/vietnamese/in_depth/politic-for-all-10022017132058.html
https://www.voatiengviet.com/a/chinh-tri-binh-dan-sach-moi-xoa-mu-chinh-tri/4040541.html