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Stellungnahme zu dem Artikel „Schon wieder eine Art von 'Unruhe stiften'"

...in der 701. Ausgabe der (Stasi-)Zeitung „An Ninh thế giới“ (Weltsicherheit)
...in der 701. Ausgabe der (Stasi-)Zeitung „An Ninh thế giới“ (Weltsicherheit)

An:
- Herrn Nguyễn Như Phong, Vize-Generalredakteur der Zeitung „Weltsicherheit“
- Herrn Hữu Ước, Generalredakteur der Zeitung „Weltsicherheit“
- US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USKFIR)
- Gefängnisleitung
- Generalmajor Nguyễn Văn Hưởng, stellvertretender Polizeiminister
- alle Interessierten für den Fall von Lê Thị Công Nhân

Sehr geehrte Herren,
ich konnte meinen Unmut über die unwahre Darstellung einfach nicht unterdrücken, als ich den Artikel „Schon wieder eine Art von 'Unruhe stiften'“ von Herrn Nguyễn Như Phong in der „Weltsicherheit“ Ausgabe Nr. 701 vom Samstag dem 27.10.2007 gelesen habe. Da diese Zeitung nicht nur im Inland sondern auch im Ausland verkauft wird, dürften falsche Angaben negative Auswirkung auf das Ansehen und Vertrauen unserer Familie haben. Deshalb sehen wir uns gezwungen, uns zu rechtfertigen, damit die Öffentlichkeit die Wahrheit kennt.

1. Zeitungszitat:"alle Gerichtsprozesse in Vietnam sind für Öffentlichkeit zugänglich, mit Anwesenheit von Verteidiger(n) und Verwandten der Angeklagten"

Wirklichkeit: Bei dem Prozess gegen Nguyễn Văn Đài und Lê Thị Công Nhân waren nur Frau Vũ Minh Khánh (Ehefrau von Nguyễn Văn Đài) und ich die einzigen Verwandten, die an dem Prozess teilnehmen durften. Alle übrigen Anwesenden waren entweder Angehörigen vom Sicherheitsorgan oder vom Gericht. Wir wurden als letzte in den Saal hinein gelassen, in die letzte Sitzreihe gesetzt und wurden von der Polizei ständig beobachtet. Die jüngere Schwester von Công Nhân durfte nicht hinein und wurde sogar von der Polizei der Trần Hưng Đạo Gemeinde bis 14 Uhr auf der Wache festgehalten.

Rechtsanwälte durften ihren Mandanten nur eingeschränkt verteidigen, und anwesende Zeugen wurden vom Gericht kein einziges Mal befragt.

2. Zeitungszitat: „Die haben keinerlei Schwierigkeiten mit ihren Aktivitäten".

Wahrheit: Obwohl Nguyễn Văn Đài und Lê Thị Công Nhân evangelische Christen sind, dürfen sie keine Bibel im Gefängnis besitzen. Công Nhân hat bei der Festnahme am 06. März versucht die Bibel mitzunehmen, aber sie Polizei hat ihr diese weggenommen und der Familie zurückgegeben. Als Mutter weiß ich, dass das tägliche Lesen von Bibel eine sehr wichtige geistige Aktivität für Lê Thị Công Nhân bedeutet. Deshalb hatte ich die Gefängnisleitung mehrfach gebeten, Công Nhân die Bibel schicken zu dürfen. Meine Bitte wurde bisher immer aber abgelehnt.

3. Zeitungszitat: "Nhân hat zum 32. Mal Proviantversorgung von ihrer Familie erhalten. Im Vergleich zu anderen Strafgefangenen bedeutet das eine klare Bevorzugbehandlung, denn laut Vorschriften dürfen Gefangene nur 2 Mal im Monat Proviant von der Familie erhalten"

Wahrheit: Reglungen zur Proviantversorgung, welche direkt am Empfangschalter des Gefängnis ausgehangen sind, legen folgendes fest „jeder Strafgefangene darf pro Woche einmal Proviant von Familie empfangen“.

Möglicherweise ist Herr Nguyễn Như Phong nicht mit der Delegation der US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit ins Gefängnis gegangen oder er war dort aber diese Reglungen nicht gelesen!

4. Zeitungszitat: „Đài und Nhân geht es im Gefängnis sogar noch besser als draußen“ und „Đài und Nhân sind fetter geworden, und ihre Gesichte und Nasen sahen so hell munter aus“.

Sehr geehrte Herren, glauben Sie tatsächlich, dass mit dem Proviant Nhân und Đài im Gefängnis besser als draußen leben? Es gibt im Gefängnis keinen Kühlschrank, wo sollten sie die ganzen Lebensmittel aufbewahren? Wenig gesalzte Lebensmittel müssen deshalb sofort verzehrt werden. Etwas salzig gewürzte Gerichte sind schon am nächsten Tag von Ratten, Ameisen und Kackelack befallen. Deshalb wenn Nhân Proviant bekommt, teilt sie sofort mit anderen Mitgefangenen in ihrer Zelle, weil es 2mal die Woche Reis nur mit Gemüse gibt.

Trần Thị Lệs Familie: vorne links Lê Thị Công Nhân, daneben Hòang Phương, hinten links Trần Thị Lệ, daneben Minh Tâm
30 Menschen sind in einem 55 m2 großen Raum eingekerkert. Es gibt aber nur einen Fächer für alle. Im Sommer ist es darin unerträglich heiß. Wie könnten Sie überhaupt behaupten, das Leben darin sei besser als draußen? Sie sollten sich schämen.

"Nhân ist fetter geworden"!!! Wenn man sich das Foto von dem Artikel anschaut, erkennt man sofort, dass Nhân genauso klein wie vorher ist. Sie dürfen deshalb nicht von „Fett“ sprechen. Die Wangen von Nhân waren schon vom Kind an rund. Am 25. September habe ich Nhân besucht. Da erzählte Nhân, sie hätte während einer Untersuchung auf der Gefängnis-Sanitätsstation ihr Gewicht geprüft. Sie wiegt momentan nur noch 45 kg. Vor der Verhaftung hat sie immer zwischen 47-48 kg gewogen. Sind Sie immer noch der Meinung, dass Nhân fetter geworden ist?

„Ihre Gesichte und Nasen sahen so hell munter aus“ Man dürfte annehmen, wie stickig die Luft in der Haftzelle ist. Wenn ein Gefangene die Chance bekommt, nach draußen zu gehen, vor allem wenn er Besuch bekommt, freut er sich drauf. Ich denke, fröhliche Ausdrücke eines Menschen in solchen Situationen sind ganz normal. Warum müssen Sie als Reporter so kleinlich gegenüber den Strafgefangenen schreiben?

Die oben erwähnten Unwahrheiten zeigen, wie fahrlässig der Verfasser mit seinem Bericht umgeht. Fotos und Inhalte in dem Bericht sind klare Beweise für seine Verleumdung. Deshalb können die nachfolgenden Details auch nicht das Gegenteil beweisen.

Zeitungszitat:"Die (US-Delegierten) haben sogar Ehefrau von Nguyễn Văn Đài und Mutter von Lê Thị Công Nhân zum Essen eingeladen. Angaben der Delegierten zufolge haben die beiden sich beschwert, dass Nhân und Đài seit ihrer Inhaftierung bis jetzt noch keine Proviantversorgung von der Familie erhalten dürfen“.

Ich bekräftige bei meinem Gewissen, dass ich so etwas noch nie bei irgendjemandem behauptet habe. Ich würde vor allem niemals die Delegierten der US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit belügen. Das machten wir nicht aus Angst vor versteckten Abhörgeräten der Polizei, sondern weil unser Gewissen uns das einfach verbietet.

Leute, die sich für die Situation von Công Nhân interessiert, erzähle ich immer, dass ich Nhân und Nguyễn Văn Đài laut Vorschriften der Gefängnisleitung jede Woche einmal Lebensmittel schicken darf. Von Juni bis heute habe ich Công Nhân insgesamt 4mal besucht. Ich durfte ihr auch Medikamente schicken. Jedes Mal hatten wir dafür einen Antrag stellen müssen. Und Herr Vũ Xuân Hồng, Leiter des Gefängnisses hat uns nach Absprache mit seinem Chef immer erlaubt.

Ich kann sagen, die meisten Gefängnisbeamten zuständig für Besuche, Proviantversorgung von Nhân und Nguyễn Văn Đài haben sich bisher immer korrekt, freundlich und hilfsbereit verhalten. Wir bedanken uns bei diesen Leuten sehr herzlich.

Angesicht so vieler Falschangaben in Ihrem Artikel frage ich mich, welche Absichte hinter Ihren Verleumdungen stehen. Möglicherweise wollten Sie uns damit unglaubwürdig machen bzw. die Leser wütend auf uns machen?

Ich schlage Herrn Nguyễn Như Phong vor, Sie sollten in Zukunft Ihren Text vorher gut prüfen, bevor Sie ihn veröffentlichen. Das ist sehr wichtig für einen Reporter mit Gewissen.
Alles für die Gerechtigkeit.

Viele Grüße
Hà Nội, den 30. Oktober 2007

Trần Thị Lệ
Mutter von Rechtsanwältin Lê Thị Công Nhân


Quelle: www.vnn-news.com