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Gespannte Ruhe für Vietnams Katholiken

Drei Tage, nachdem die Katholiken in Hanoi der Forderung der vietnamesischen Regierung nachgekommen waren und das Jesus-Kreuz und die Zelte der Mahnwachen vom Gelände der ehemaligen Nuntiatur in Hanoi geräumt hatten, herrscht nach Beobachtungen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) eine bedrückende Atmosphäre.
Kampf der Katholiken in Hanoi um Nuntiatur vorerst beigelegt - Frieden zum Neujahrfest?

Hanoi / Frankfurt am Main (6. Februar 2008) – Drei Tage, nachdem die Katholiken in Hanoi der Forderung der vietnamesischen Regierung nachgekommen waren und das Jesus-Kreuz und die Zelte der Mahnwachen vom Gelände der ehemaligen Nuntiatur in Hanoi geräumt hatten, herrscht nach Beobachtungen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) eine bedrückende Atmosphäre. Wochenlang hatten täglich Tausende von Katholiken für die Rückgabe eines ehemaligen Nuntiaturgebäudes demonstriert, das nach der Machtübernahme der Kommunisten beschlagnahmt worden war und von dem immer wieder Störungen für das religiöse Gemeindeleben ausgingen.

Die Versammlungen der katholischen Demonstranten verliefen weitgehend friedlich und äußerst diszipliniert. Nach einem Zwischenfall jedoch stellte die Regierung ein Ultimatum für die Räumung des Platzes. Seitdem bemüht sich die katholische Kirche um Entspannung, um die Lage nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Doch kleine Sticheleien und Animositäten seitens der Regierung bedrohen den Frieden. Die IGFM ruft Vietnam auf, den Weg des Dialogs konsequent zu verfolgen und Provokationen zu unterlassen.

Brief des Erzbischofs

Mit einem Brief vom 30. Januar 2008 hatte sich der Vatikan in den Konflikt eingeschaltet und den Erzbischof von Hanoi, Ngo Quang Kiet, gebeten, Unruhe zu vermeiden und dem Weg des Dialogs zu folgen. Am 1. Februar 2008 berichtete Erzbischof Ngo Quang Kiet seinen Gläubigen, dass im Dialog zwischen der Erzdiözese und der Bischofskonferenz mit der Regierung gegenseitiger Respekt zu wahren sei und ein konkreter Plan zur Lösung des Konflikts in Aussicht gestellt worden ist. In einem ersten Schritt sei vereinbart worden, dass das Restaurant auf dem Nuntiaturgelände seine Aktivitäten einstellen werde und die Katholiken im Gegenzug das Kreuz und die Zelten abbauen sollten. Die katholische Nachrichtenagentur Asianews hingegen berichtete nur einen Tag später, dass der Erzbischof die Rückgabe der Nuntiatur bestätigt habe. Nach Meinung der IGFM, der der Brief des Erzbischofs im Wortlaut vorliegt, hat der Erzbischof in seinem Schreiben dies jedoch nicht erwähnt, sondern lediglich den Weg zur Lösung aufgezeichnet. In dem Brief rief der Erzbischof die Katholiken "zum beharrlichen und kontinuierlichen Gebet auf, obwohl sie nicht mehr ständig bei der Pieta-Statue sein könnten." Er spreche nicht von einem Ende der Mahnwache und halte seine Gläubigen in den Startlöchern, weil er aus Erfahrung wisse, dass die Regierung der Aktion den Wind aus den Segeln nehmen wolle, so die IGFM.

Hanoi. Ein vietnamesischer Katholik im Gebet vor der Pieta-Statue, zu der jetzt der Weg verschlossen ist.
Tatsächlich versammelten sich immer noch kleine Gruppen von Katholiken auf dem Gelände, obwohl bereits am 1. Februar das Kreuz von der Nuntiatur zur Kathedrale gebracht wurde und die Zelte abgebaut worden waren. Nachdem die Tore auf Geheiß der Regierung am 3. Februar erneuert und unter Verschluss blieben, blieb den Katholiken nichts anderes übrig, als zum Gebet vor dem Zaun zu stehen. Das Wachpersonal versuchte, sie verbal zu provozieren.

Viele Animositäten

Nach Auffassung der IGFM versucht die kommunistische Regierung, ihre angekratzte Autorität durch Machtgehabe wett zu machen. Am 3. Februar ließ sie zwei riesige Transparente am Zaun der Nuntiatur befestigen. Die Transparente versperrten die Sicht der Katholiken zum Innenhof der Nuntiatur, das verschlossene Tor den Weg zur Maria-Pieta-Statue. Gerade die provokante Schließung der Tore war in den Tagen davor der Auslöser des Unmuts und der Eskalation.

Von Seiten der Behörden wird den Katholiken Misstrauen und Unterstellungen entgegengebracht. So ist die Polizei der Meinung, dass der Vorfall vom 25. Januar von "feindlichen Kräften" provoziert worden sei. Am 30. Januar suchte ein Polizeivertreter den Bischof von Thai Binh (und früheren Sekretär der vietnamesischen Bischofskonferenz), Nguyen Van Sang, auf und fragte ihn provokativ nach dem wahren Autor des Unterstützungsbriefes, den der Bischof an Erzbischof Ngo Quang Kiet geschrieben hatte, obwohl bekannt war, dass der Bischof mehrmals versucht hatte, den Konflikt zu schlichten. Auch der jetzige Kompromiss geht auf seine Schlichtungsversuche zurück.

Kein Zeichen von Entspannung ist auch das Ermittlungsverfahren gegen den Erzbischof von Hanoi. Die Polizei von Hanoi kündigte am 26. Januar an, wegen der Vorfälle am Vortag Ermittlungen wegen Zerstörung von Eigentum, der Störung der öffentlichen Ordnung und Widerstands gegen Beamte im Dienst einzuleiten.


Quelle: www.igfm.de