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Erneute Misshandlungen gegen Demokratieaktivisten

nguyen_tien_nam.gifAm vergangenen Samstag, als die beiden Demokratieaktivisten Ngô Quỳnh und Phạm Văn Trội aus Hanoi nach Lạng Sơn gefahren waren, um die schwer erkrankte Mutter von Herrn Vi Đức Hồi zu besuchen, wurden sie von den Behörden überfallen und misshandelt.
Am vergangenen Samstag, als die beiden Demokratieaktivisten Ngô Quỳnh und Phạm Văn Trội aus Hanoi nach Lạng Sơn gefahren waren, um die schwer erkrankte Mutter von Herrn Vi Đức Hồi zu besuchen, wurden sie von den Behörden überfallen und misshandelt.

Trotz massiver Unterdrückung durch Behörden setzen Demokratieaktivisten ihren Kampf  für die Demokratisierung Vietnams fort.

Zurzeit werden sämtliche Kontakte unter Demokratieaktivisten verhindert, selbst der Besuch der schwer kranken Mutter eines Demokratieaktivisten blieb unverschont.

Việt Hùng vom Sender RFA konnte Kontakt zu Herrn Vi Đức Hồi herstellen, um sich über den Vorfall zu informieren.

Herr Vi Đức Hồi: Heute Mittag den 28.06. erhielt ich den Anruf von Herrn Ngô Quỳnh. Ngô Quỳnh teilt mir mit, dass er uns besuchen möchte. Als ich ihn abholte, war auch Herr Phạm Văn Trội dabei.

Als wir zum Mittag am Tisch zusammen saßen, erschienen der stellvertretende Vorsitzende des Volkskomitees der Stadtgemeinde, der Kreispolizeibeamte in Uniform und der Vorsteher des Wohnviertels in meiner Wohnung. Diese teilten mit, dass sie die Papiere von Herrn Phạm Văn Trội und Ngô Quỳnh kontrollieren wollen.

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Demokratieaktivist Nguyen Tien Nam wird von der Polizei angegriffen
Herr Trội und Herrn Quỳnh zeigten ihre Papiere und erklärten den Beamten, dass sie gute Freunde von mir seien und daher meine schwer kranke Mutter besuchten wollten, weil sie fürchten, dass es aufgrund des Zustands der Krankheit meiner Mutter keine Möglichkeit für einen weiteren Besuch geben wird. Da ich öfter von der Polizei aufgesucht werde, beschlossen wir, die Mutter bei dem jüngeren Bruder wohnen zu lassen, damit sie die ganzen Aufregungen nicht mit erleben muss. Die Besucher haben daher meine Mutter bis dahin noch nicht sehen können.

Wir hatten geplant, nach dem Essen sie dann besuchen gehen. Aber die Behörden waren schon vorher da und haben die Papiere von Herrn Quỳnh und Herrn Trội kontrolliert.

Landesverräter, Parteiverräter

Việt Hùng: Wie lautet der Inhalt des Protokolls?

Herr Vi Đức Hồi: Das Protokoll schreibt, dass die Behörden wegen Anwesenheit fremder Leute in meiner Wohnung unangemeldete Kontrolle durchgeführt haben. Nach der Kontrolle und Fertigung des Protokolls sind sie aber weiter in meiner Wohnung geblieben. Eine Weile später erschienen etwa 30 Veteranen, die sich vor wenigen Tagen an dem "Bürgertribunal" gegen mich teilgenommen hatten.

Sie sind einfach in meine Wohnung eingedrungen, weil -wie sie behaupten- sich dort fremde Leute aufhalten und weil Herr Vi Đức Hồi das Land, die Bürger und die Partei verrät. Die Gemeinde habe sich deshalb beschlossen, jedes Mal Kontrolle durchzuführen, sobald ein Fremder erscheint.

Sie fingen an, Herrn Trội und Herrn Quỳnh zu verhören: "Wo wohnst du? Was hast du mit diesem Landesverräter zu tun?" und sie bestanden darauf, ein Protokoll zu fertigen.

Ich zeigte ihnen daraufhin das gerade von den Behörden erstellten Protokoll. Aber sie lehnten es ab und verlangen ein anderes Protokoll sowie eine Klärung darüber. Anschließend nahmen sie Herrn Trội und Herrn Quỳnh mit ins Volkskomitee. Ich durfte nicht mitkommen.

Auf dem Volkskomitee zusammengeschlagen

Việt Hùng: Herr Phạm Văn Trội und Herr Ngô Quỳnh schildern den weiteren Verlauf nach Verlassen der Wohnung von Herrn Vi Đức Hồi bis Abreise nach Hanoi.

Herr Ngô Quỳnh: Zwei Polizisten führten uns zufuß von der Wohnung von Herrn Vi Đức Hồi ins Volkskomitee ab. Auf dem Weg dahin hat immer wieder "irgendjemand" versucht, uns mit dem Moped zu überfahren. Beim zweiten Versuch haben sie mir Schürfwunden am Bein zugefügt.

Auf dem Volkskomitee angekommen, haben irgendwelche Leute bereits dort auf uns gewartet. Im Laufe der Verlegung von einem Raum in den anderen wurde ich von einer Person zusammengeschlagen.

Việt Hùng: Wie bitte? Sie wurden auf dem Volkskomitee geschlagen?

Ngô Quỳnh: Auf dem Volkskomitee angekommen, haben sie uns zunächst in den Gästeraum untergebracht. Anschließend trennten sie uns. Ich wurde zum Verhör in ein Nebenzimmer geführt. Als ich mich vom Gästezimmer ins Nebenzimmer begab, ging ein unbekannter auf mich zu und schlug mir mit heftigen Fäusten in die Rippen und rannte dann weg.

Việt Hùng: Als Sie geschlagen wurden, haben die Beamten irgendwie darauf reagiert oder irgendetwas gegen unternommen?

Herr Ngô Quỳnh: Sie haben einfach weiter gearbeitet, als wäre so etwas normal ist.

Việt Hùng: …und wie fühlen Sie sich mit ihren Verletzungen?

Herr Ngô Quỳnh: Ich fühle mich momentan schlecht. Ich werde morgen zum Arzt gehen, um mich auf innere Verletzungen untersuchen zu lassen.

Việt Hùng: Worum ging es bei dem Verhör?

Herr Ngô Quỳnh: Die wollten von uns wissen, seit wann wir Herrn Hồi kennen und ob wir wissen, dass Herr Hồi zu denjenigen Menschen gehört, die unter strenger Beobachtung des Staates stehen. Und in welcher Beziehung wir zu Herrn Hồi stehen? Ihr Ziel ist es, den Kontakt zwischen uns und Herrn Vi Đức Hồi für immer zu unterbinden.

Việt Hùng: Hatten sie erklärt, warum sich fremde Leute Zugang auf das Gelände des Volkskomitees verschaffen können, um Sie anzugreifen?

Herr Ngô Quỳnh: Nein! Sie haben nur gesagt, wir sollten uns hier nicht mehr blicken lassen. Sie würden sonst unsere Sicherheit vor solchen Leuten nicht garantieren können.

Nach dem Verhör brachten sie uns zur Bushaltestelle. Auf dem Weg zum Auto haben irgendwelche Jungendlichen Steine auf uns geworfen. Sogar als wir das Auto fast erreicht hatten, wurden wir erneut angegriffen.

Im Wagen eingestiegen baten wir die Polizisten uns etwas weiter raus zu fahren, damit wir sicher einen Bus für die Rückfahrt nach Hanoi nehmen können. Aber sie lehnten unsere Bitte ab und ließen uns in einem von ihnen vorgesehenen Ort raus.

Als wir dort auf den Bus nach Hanoi warteten, wurden wir plötzlich von einer Gruppe fremder Personen angegriffen. Ich konnte nur schnell die Hände vor das Gesicht halten, um die Augen zu schützen. Sie schlugen mir in die Rippen und in den Rücken. Ich konnte sehen, wie sie Herrn Phạm Văn Trội mit den Helmen geschlagen haben.

Việt Hùng: Soeben erfahren Sie Informationen über den brutalen Überfall auf die Demokratieaktivisten, als sie die Familie von Herrn Vi Đức Hồi in Lạng Sơn besuchen wollten.

Việt Hùng, Reporter vom RFA


Quelle: www.rfa.org