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Vom Gefängnis zum Priesteramt – Kamloops‘ neuer Bischof ist bereit für seine Aufgaben


Einige tausend Menschen werden am Donnerstag zum Sandman Centre kommen, um die Weihe vom neuen Bischof von Kamloops zum Oberhaupt der Römisch-Katholischen Diözese zu feiern.
  
Vor 30 Jahren sahen Joseph Nguyens Lebensumstände noch ganz anders aus: er teilte sich mit 150 Männern eine Gefängniszelle in Vietnam, pro Tag gab es zwei Reisschüsseln zu essen. Es gab nur ein Badezimmer und vier Liter Wasser pro Mann – zum Trinken, Spülen oder Waschen. 

 Nach sechs Monaten konnte er nicht mehr laufen. Nguyen, der seit Kindesalter immer schon den Wunsch gehabt hatte Priester zu werden, war ein Staatsfeind, welcher wie Tausende Boat People in den 80er Jahren versuchte und scheiterte aus dem Land zu fliehen. 
 
Es war nicht seine erste Konfrontation mit der kommunistischen Regierung Vietnams.

 Im Jahre 1975 betraten Regierungsbeamte das Priesterseminar, in welchem er lebte, und verlangten von den Bewohnern das Seminar innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. So lebte er mit den Brüdern acht Jahre lang im Haus des Bischofs, welches als inoffizielle Zufluchtsstätte diente. Doch die Brüder und Amtspersonen mussten auf Druck der Regierung letztendlich auch dieses Anwesen verlassen.        
 
Nguyen, der noch nicht zum Priester geweiht worden war, kehrte heim und blieb dort ein Jahr bevor er das erste Mal versuchte,  aus Vietnam zu fliehen und in dem brutalen Gefängnis landete.

Interview mit Bischof Joseph Nguyen (englisch)


 
Nach seiner Freilassung unternahm der unerschrockene Nguyen einen erneuten Versuch Vietnam in einem Boot über den Pazifischen Ozean zu verlassen. Dieses Mal wurde er und die anderen Flüchtlinge nach drei Tagen von einem deutschen Schiff aufgenommen und zu den Philippinen gebracht. Schließlich wurde er von seinem Bruder nach Kanada geholt.
 
Er kam nach Kanada mit leeren Händen.       
 
Ein Bauer und Kunstmaler, der der englischen Sprache nicht mächtig war – Nguyens Aussichten auf den Eintritt in ein Priesterseminar und die Weihung zum Priester waren eher trübe. Mit wenig Hoffnung aufs Priesteramt begann er dafür zu lernen.   
 
„Ich habe aufgegeben“, sagt er.
 
Doch Nguyens Vater erinnerte ihn an die biblische Geschichte von Jona und dem Wal.
 
„Das deutsche Schiff war der Wal“, sagte sein Vater. „Gott hat dich nach Kanada gebracht und deshalb musst du etwas für den Herrn machen! Er hat dich dahin gebracht.“
 
Am Donnerstag wird Nguyen zum sechsten Bischof von Kamloops ernannt.
 
Er ersetzt David Monroe, der 14 Jahre im Amt gewesen war bevor er mit 75 Jahren – so sieht es die katholische Kirche vor – in Rente ging und zum Unteren Festland berufen wurde.
 
Nguyen hat zuletzt als Generalvikar des Erzbistum Vancouvers gedient. 
 
Kamloops‘ Diözese ist eine von sechs in British Columbia und Yukon.
 
Nach der Weihung wird Nguyen einer von den etwa 5000 römisch-katholischen Bischöfen auf der Welt sein.
 
Er wird eine Diözese mit 57.000 Gemeindemitgliedern und 20 Priestern, welche für 67 Gemeinden zuständig sind, leiten. Das Einsatzgebiet der Geistlichen erstreckt sich im Süden von Quesnel bis nach Merritt und von Whistler und Lilooet im Westen bis nach Sicamous im Osten.
 
Neben dem Halten des Gottesdienstes für das seelische Wohl der Gemeinden, wird er in den nächsten Wochen und Monaten sich auch mit den Themen Personalbesetzung, Finanzen und Bauwesen intensiv befassen müssen.    

Nguyen sagt, dass seine Diözese die kanadische Demografie einer alternden Gesellschaft widerspiegelt. Zu seinen Zielen gehört mehr Familien und junge Menschen für die Kirche zu begeistern – auch fürs Priesteramt.
 
„Wir brauchen mehr junge Familien“, sagt er.
 
„Das ist unsere aktuelle Aufgabe in Kamloops.“
 
 
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