Der Vietnamkonflikt
- Veröffentlicht am 14. Mai 2006
- Eingereicht von Quoc Bao
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„Kein Ereignis in der Geschichte der USA wurde so oft missverstanden wie der Vietnamkrieg. Erst wurde falsch darüber berichtet, dann geriet er in Vergessenheit. Selten zuvor haben sich so viele Menschen über so vieles geirrt. Und nie waren die Folgen eines Missverständnisses so tragisch.“ – NIXON, US Präsident 1968-74
Der Vietnamkonflikt ist eines der umstrittensten Geschehnisse des 20. Jahrhunderts. Doch warum?
Es ist ein Ereignis, das im letzten Jahrhundert mehrmals aufgetreten ist. Wie zum Beispiel in Korea und in Deutschland.
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Das Genfer Abkommen 1954, das von Frankreich und dem Viet Minh (wie die vietnamesischen Kommunisten hießen, bevor sie an die Macht kamen) unterzeichnet wurde, beinhaltete die Teilung Vietnams am 17. Breitengrad in 2 Staaten, einem kommunistischen Norden und einem nichtkommunistischen Süden. Ho Chi Minh, Chef und Gründer des Viet Minh, blieb unangefochten und allmächtig an der Spitze des Staatapparates der Demokratischen Republik Vietnam (Nordvietnam), und im Süden wurde Ngo Dinh Diem Präsident des durch eine Volksbefragung zur Republik Vietnam (Südvietnam) gewordenen Staates. Davor hieß es Staat von Vietnam mit dem König Bao Dai als Staatschef.
Dem erwähnten Genfer Abkommen nach durfte keiner von beiden diese Grenze überschreiten. Nordvietnam verfolgte aber seit der Teilung das Ziel, Südvietnam politisch und militärisch zu destabilisieren, um es in einen kommunistischen Staat zu verwandeln.
Mit brutalen Terrorakten, roher Anwendung von Waffengewalt und großem Aufwand an Propaganda haben die Kommunisten es geschafft, Südvietnam anfangs der 1960er Jahren in einer unfriedlicher Lage zu bringen. In diesem Vorhaben wurden sie von ihren Brüdern wie zum Beispiel die Sowjetunion, China und den Ostblockstaaten mit militärischen und finanziellen Mitteln massiv unterstützt. Südvietnam hingegen wollte nur in Frieden und Freiheit leben. Es musste/wollte ja auch die Kultur und das Volk Vietnams schützen und bewahren.
Südvietnam geriet durch die aggressive Kriegsführung der Kommunisten in die Defensive. Es musste im wahrsten Sinne für seine Existenz kämpfen.
Als es sich abzeichnete, dass Südvietnam alleine nicht in der Lage war, der grausamen und brutalen „roten“ Welle Einhalt zu gebieten, griffen dessen Alliierte die USA in den werdenden Kampfkonflikt ein. Die USA unterstützten Südvietnam zunächst hauptsächlich mit Beratern und Waffen. Kampftruppen wurden erst 1965 hingeschickt.
Es gab nie eine offizielle Kriegserklärung, beide Seiten sollten das Genfer Abkommen respektieren, dass heißt, dass es keinem erlaubt war, die Grenze, den 17. Breitengrad, zu überschreiten. Hier kommt der entscheidende Punkt: Nordvietnam missachtete komplett das Abkommen. Es schleuste regelmäßig Panzer, Waffen und reguläre Truppen durch den bekannten Ho-Chi-Minh Pfad nach Südvietnam. Dagegen überschreitet kein einziger südvietnamesischer Soldat die Grenze. Wer stand also im Recht? Wer stand im Unrecht?
Der Konflikt begann eigentlich 1959 mit der Gründung der NLF (National Liberation Front), die nationale Befreiungsfront, auch unter dem Namen Vietcong bekannt (Viet Nam Cong San = Vietnamesische Kommunisten). Nach kommunistischer Propaganda war dies eine Volksbewegung, die lediglich aus lokalen Aufständischen bestand, die sich gegen das Saigoner Regime auflehnten. Dies stimmt aber nicht.
Die NLF, die in Wirklichkeit vom Norden aus der Taufe gehoben wurde, terrorisierte die vietnamesische Bevölkerung und übte täglich (eigentlich nächtlich, um genau zu sein) grausame Gräueltaten an ihr aus, die nicht mit ihr kooperieren wollte.
Dass das, was die Vietcongs taten, ausschließlich Unrechtes ist, wusste wohl die Bevölkerung im Süden.
Es gibt einfach zu wenig, womit man die Grausamkeit der Vietcong vergleichen könnte. Sie scheute keine Mittel, um seinen Gegner zu schaden. Das beste Beispiel ist die Tet-Offensive.
Sie ist nach dem vietnamesischen Neujahrsfest TET benannt. An den drei TET-Festtagen im Frühjahr 1968 einigten sich beide Seiten auf einen Waffenstillstand, sodass ihre Soldaten bei ihren Familien das TET-Fest feiern konnten. In der ersten Nacht konnte man lautes Feuerwerk hören, was überhaupt kein Feuerwerk war. Es waren Raketen -und Artillerieangriffe der NVA (Nordvietnamesische Armee) auf südvietnamesische Städte. Auf die schutzlose Zivilbevölkerung. Bei diesem Angriff wurden Unmengen von Zivilisten getötet. Der Vietcong respektierte den Waffenstillstand nicht.
Warum lösen diese schrecklichen Geschehnisse keinen weltweiten Protest aus?
Bis zum Ngo Dinh Diems Tod 1963, gelang es Südvietnam, die Situation einigermaßen in den Griff zu bekommen. Nach seinem Tod gab es aber wiederholt Machtkämpfe des Militärs in Südvietnam. Fast jeder der darauf folgenden Präsidenten und Führer enttäuschte in seinen Führungsqualitäten, und die Vietcongs, die sich in den Dschungeln versteckten, wussten die Situation zu nutzen. Sie intensivierten ihre Aktivitäten.
Als sich 1965 Nguyen Van Thieu als Präsident durchsetzen konnte, erreicht der Vietnamkonflikt seine blutigste Phase.
Täglich verfolgte der Westen, die Amerikaner sowieso, zu Hause, die Grausamkeit im Zusammenhang mit dem Krieg im Wohnzimmer auf dem Bildschirme. Es wurde aber einseitig berichtet und entsprechend falsch wahrgenommen. Die USA und dessen Alliierte Südvietnam wurden zum Sündenbock gemacht. Die barbarischen Gräueltaten seitens des Vietcong wurden kaum berichtet oder wahrgenommen. Diese führte zu andauernden Protesten überall in der Welt, die dem Vietcong dazu verhalfen, weiterhin dessen Unwesen ungeniert zu treiben.
Im Jahre 1972 hatte die ARVN Südvietnam von Eindringlingen aus dem Norden befreit. Militärisch waren Südvietnam und den USA dem Vietcong überlegen.
Dann stellte sich wiederum die Frage, warum der Süden am 30.04.1975 zusammenbrach?
„Kommunisten sind alle bekanntlich gute Lügner und Betrüger. Sie sind gegen jeden Krieg, es sei denn sie führen selbst einen.“ –
Huynh Thanh Ha (der Vater des Verfassers)
Nordvietnam kamen die westlichen Medien sehr gelegen. Sie stellten ein verzerrtes und mit der Wahrheit nicht vereinbares Bild des Konfliktes dar. Sie hatten einen falschen Eindruck vom Vietnamkrieg vermittelt, weshalb sehr viele Menschen den Vietnamkrieg völlig falsch verstanden haben. Sie dachten, Nordvietnam kämpfe für einen guten Zweck bzw. für die Unabhängigkeit des Volkes. Sie wären nur darin interessiert, alle Eindringlinge aus dem Land zu fegen. Südvietnam, offiziell Republik Vietnam, Nachfolgerin des vom Genfer Abkommen im Jahr 1954 legitimierten Staates Vietnam südlich des 17. Breitengrades, wäre ein besetztes Gebiet der USA. Die Eindringlinge wären die USA. Dabei schwieg Nordvietnam, dass es selbst total auf die Hilfe von kommunistischem China und Russland angewiesen war. Ohne ihre finanzielle und militärische Unterstützung hätte Nordvietnam einen Krieg solchen Ausmaßes nicht begonnen und führen können.
Wie gesagt, hat es in der westlichen Welt (darunter auch West-Deutschland) Demonstrationen gegen die Amerikaner und die südvietnamesische Regierung gegeben.
Nach dem Pariser Friedensabkommen 1973, zogen die Amerikaner ihre Truppen aus Südvietnam. Bereits zuvor hatten sie den Südvietnamesen die Kampfsführung überlassen. Südvietnam stand nach dem Abzug der Amerikaner alleine. Die finanzielle Hilfe aus den USA wurde spärlicher. Danach ist Geschichte. Der Fall Südvietnams kam am 30.04.1975.
Das Pariser Abkommen sollte einen Waffenstillstand zwischen dem Norden und dem Süden einleiten. Wieder verstießen die Kommunisten gegen ein Abkommen, das sie unterzeichnet haben. Sie haben also nur gewonnen, weil sie sich nicht an die „Regeln“ hielten. So was bezeichnet man als unfair und als schmutzig und ich glaube, dass niemand so etwas hinnimmt und anerkennt.
Die Angriffe nach dem Pariser Vertrag schienen noch gewaltiger zu sein als jene Offensiven zuvor.
Verstoßen die Kommunisten nicht gegen das Waffenstillstandsabkommen, als sie anfangs 1975 mit Panzern und Bodentruppen in Südvietnam einmarschierten? Wer überprüft eigentlich, dass Abkommen eingehalten werden sollen? Warum verurteilt man so etwas nicht und schweigt still?
Warum verklagt man nicht Nordvietnam, das einfach nur die Ideologie mit brutalen und menschenverachtenden Methoden verbreiten will? Auf wessen Seite steht die Welt?
Die meisten westlichen Länder wissen, warum sie den Weg der echten Demokratie gegangen sind, und nicht den der Demokratie kommunistischer Art. Warum verhelfen sie anderen Ländern nicht, das gleiche Wohl zu erhalten? Sie wissen genau, dass der Kommunismus nicht gut für die Menschen ist. Südvietnam wurde durch die „Solidarität“ der Freiheitsliebenden Länder lebendig begraben. Die Gründe bleiben im Verborgenen..
Zum Schluss möchte ich noch etwas zur Besonderheit des Vietnamkrieges sagen.
Als am 3. Oktober 1990 sich West und Ostdeutschland vereinigten fielen sich alle jubelnd und emotional mitgerissen in die Arme, weinten Freudentränen und freuten sich über ein vereinigtes Volk und über eine gemeinsame Zukunft.
Vergleichen wir dieses Ereignis mit Vietnam. Als Vietnam „wiedervereinigt“ wurde gab es kaum jubelnde Menschen außer den Invasoren. Stattdessen flohen Scharen von Menschen am 30.04.1975 und auch danach aus Vietnam.
Die meisten von ihnen nahmen die Seeroute und sind bekannt als „boat-people“.
Diejenigen, die sich dazu entschlossen haben, mit dem Boot das Land zu verlassen, nahmen das Risiko auf sich, lieber auf der See zu sterben, als unter dem Kommunismus zu leben. Das ist der Grund, warum wir Vietnamesen im Ausland leben. Wir müssen uns immer daran erinnern, dass wir politische Flüchtlinge sind.
Meine Familie und ich persönlich sind Deutschland sehr dankbar. Vor allem, Deutschland hat uns ermöglicht, im Gegensatz zum kommunistischen Vietnam, ein Leben in Freiheit führen zu können.
Huynh Quoc-Bao, 16 Jahre
Nettetal, im Dezember 2004
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